Immerzu standen wir in Kontakt mit den entferntesten Akademien, Institutionen und Autoritäten. Nicht nur aus dem abendländischen Weltkreis, auch aus Indien, aus China, aus Afrika und von jenseits des Atlantiks, von allen bekannten Teilen der Welt erreichten uns die dringenden und unerhörten Sendungen und Nachrichten. Manchmal, so schien es, hatten sie Wochen und Jahre gebraucht, waren durch wer weiß wie viele Hände gegangen, hatten unzählige Grenzen in für uns unvorstellbaren Winkeln der Welt überschritten: die Knicke und die aufgeschnittenen und wieder verklebten Laschen, die in den Sichtfenstern verrutschten Anschriften, die einander rot und schwarz und grün überkreuzenden Aufdrucke und Vermerke auf den Umschlägen und Behältnissen erzählten von weiten und abenteuerlichen Reisen.
Alles, was wir erfuhren, war neu und lohnte allein deswegen die Beschreibung: Tierarten, die nur auf den ersten Blick vertraut schienen. Spiegelbildliche Doppelungen. Gerätschaften und Hebel zur Überlistung physikalischer Gesetze. Drogen, Möbelstücke und Weisheiten. Abbilder der Welt. Objekte, die sich mit erstaunlicher Stringenz der Deutbarkeit entzogen. Silberne Herzen und Messgeräte.
Alles sichteten, ordneten und schichteten wir sorgfältig. Und obgleich wir uns gelegentlich der Poesie des schieren zufallsgewollten Nebeneinander kaum zu entziehen vermochten, erprobten wir gewissenhaft Klassifikationen nach Art, Volumen, Größe, Farbe, Gewicht. Wir entwickelten Nomenklaturen, die es auch künftigen Generationen leichter machen sollten, Dinge wieder aufzufinden, zu identifizieren und Beziehungen herzustellen. Es füllte uns ganz und gar aus, denn oft und oft stellten sich verwurzelte Probleme, so bald eine neue Sendung dazugekommen war, die alle alten Kategorien im Handstreich in Frage zu stellen vermochte. Alles begann von Neuem und war doch um eines mehr geworden, wenn nicht reicher.
Und schließlich ist es so auf Euch gekommen.
Maria Kaspar [i.e. Eva-Maria Troelenberg]: Was für eine große Zeit
in: Albert Coers: I SOLITI TITOLI, Bielefeld 2011, S. 8–9.