Jour­nal 13.–17.6.25 — Miss Read 2025 — Nachlese

13.6. Frei­tag

Bast­le an Hef­ten, um sie noch aus­zu­dru­cken: an dem 75er-Heft, das ich zum Geburts­tag von Hubert Kret­schmer gemacht hat­te; füge neue Bil­der hin­zu…, das BREDA-Heft. 

Im Copy-Pla­net in der Brun­nen­str. Die Aus­dru­cke sind unbe­frie­di­gend, die in Schwarz­weiß gehen so, aber die in Far­be brin­gen es nicht.

Naja, habe so auch genü­gend Mate­ri­al für die Miss Read. Direkt vom Copy­shop dort­hin, mit U‑Bahn und Bus.

Mei­ne Nach­barn: Danie­la Coma­ni, mit der ich mich ver­ab­re­det hat­te, und auf der ande­ren Sei­te der per­ma­nent Ver­lag, mit Andre­as Koch! Freut mich. Wir haben alle drei ähn­li­ches Out­fit, Schwar­ze Base­ball-Kap­pen, Bril­len, Hemden/T‑Shirts. Danie­la schlägt ein Grup­pen­fo­to vor – Cars­ten Lis­e­cki macht es, der auch vor­bei­kommt und lan­ge am Stand verweilt.

Es kom­men vie­le: Käthe Kru­se, die Danie­la gut kennt, Mat­thi­as Seidl und Chris­ti­ne Bail von Dr. Juli­us, Bet­ti­na Hut­schek, Annet­te Gilbert …

Die Ver­käu­fe lau­fen nicht so beson­ders, ein Books to Do … es ist ruhi­ger als letz­tes Jahr – das hängt wohl mit der zeit­glei­chen Eröff­nung der Ber­lin Bien­na­le zusam­men, und dass der Ter­min jetzt im Juni noch nicht so eta­bliert ist.

Noch etwas plau­dern mit Win­nes Win­nes Rader­mä­chers von Fel­der Books.

14.6., Sams­tag

Pos­te eini­ge der Bil­der von ges­tern.
In die Han­sa-Büche­rei, Ingo Ger­ken hat dort bis mor­gen sei­ne Aus­stel­lung der Buch-Objek­te und Fotos. Zur Mes­se. Heu­te läuft es öko­no­misch bes­ser. Max Par­nell kommt, kauft gleich sechs Hef­te der Rei­he mit Gebär­den­spra­che, um sie in einem Radio­sen­der im Wed­ding wei­ter­zu­ver­kau­fen. Die Zeit ver­geht ziem­lich schnell.

Kau­fe eini­ge Klei­nig­kei­ten, ein Heft „von Hun­dert“, mit dem The­men­schwer­punkt Tod; was mich in Zusam­men­hang mit mei­nem Vater immer noch beschäf­tigt. Ein Buch von Miche­al O’Connell aka Mock­sim mit Kas­sen­zet­teln aus bri­ti­schen Super­märk­ten, die immer die Sum­me „0“ auf­wei­sen. Nicht-Kauf, Nicht-Kon­sum – fin­de ich eine schö­ne Idee. Dann ein Rea­der mit Tex­ten ukrai­ni­scher Kura­to­rin­nen und Kul­tur­schaf­fen­der „We who have chan­ged“, der sich mit den Ver­än­de­run­gen befasst, die der Krieg Russ­lands gegen die Ukrai­ne mit sich gebracht hat.

15.6., Sonn­tag

Noch ein­mal in die Han­sa-Büche­rei, dort ist gera­de Andre­as Koch, auch vor dem Beginn des heu­ti­gen Mes­se­tags. Gute Unter­hal­tung über Archi­tek­tur des Han­sa­vier­tels und künst­le­ri­sche Ver­ar­bei­tung der klas­sisch moder­nen Archi­tek­tur; Andre­as hat z.B. ein Seg­ment aus dem Dach der Natio­nal­ga­le­rie im Maß­stab 1:1 nach­ge­baut und als Tisch gezeigt. Mit ihm per Rad zum Haus der Kul­tu­ren der Welt.

Cor­ne­li­us Bränd­le von der Künst­ler­buch – und Klein­pres­sen­mes­se in Ber­lin kommt vor­bei. Etwas ande­res Kon­zept, als die Miss Read, er aber sehr sym­pa­thisch. Kauft ein „Wer ist Albert?“-Heft.
Neh­me eini­ges ein, ins­ge­samt wird es sich auf etwa 270 Euro belau­fen – was wohl etwas weni­ger ist als letz­tes Jahr und weni­ger als mei­ne Nach­barn – aber immer noch ganz ordent­lich für mei­ne Ver­hält­nis­se. Da kann man schon einen Teil re-inves­tie­ren in Bücher.

Suche nach den Tischen von „Mul­ti­na­tio­nal Enter­pri­ses“ ali­as Sveinn Fan­nar Johanns­son und Eric Stein­bre­cher – sie haben Tische neben­ein­an­der, wie schön! Bei ers­te­rem „Ten Exhi­bits“ (2018), ein Buch mit einer Samm­lung von 10 gesam­mel­ten und foto­gra­fier­ten Stü­cken Toi­let­ten­pa­pier, von Eröff­nun­gen in Gale­rien, zur Unter­strei­chung der Muse­ums­qua­li­tät mit einem Farb­keil abge­lich­tet und zusam­men mit einem Zitat aus dem Pres­se­text der jewei­li­gen Aus­stel­lung – muss ich haben. Die Idee einer Samm­lung von WC-Papier(rollen) ver­fol­ge ich ja auch seit eini­ger Zeit, hier ist sie jetzt kon­se­quent umge­setzt. Die Begren­zung des Pro­jekts auf 10 Sta­tio­nen ist ver­nünf­tig, denn sonst könn­te es ewig so wei­ter­ge­hen, wie bei mir, mit den Rol­len (und Glä­sern). Bis ins Detail lie­be­voll gemacht, bis auf die Haa­re, die sich auf den Papier­stü­cken fin­den, — und das letz­te Stück sieht so plas­tisch aus, dass ich es berüh­re – es ist tat­säch­lich ein Ori­gi­nal, ein­ge­klebt, von Svein­ns eige­ner Aus­stel­lung, als Abschluss.

Aus den Büchern von Eric Stein­bre­cher wäh­le ich eins, „Schmier­pa­pier“, auf rotem dün­nen Papier, das, wie mir Eric erklärt, von der Pro­duk­ti­on eines ande­ren Buches übrig­ge­blie­ben war. Die frei­en, kra­ke­li­gen Zeich­nun­gen gefal­len mir; als ich Eric einen Zeh­ner gebe, steckt er ihn in das nächs­te Exem­plar des Buches – farb­lich pas­send. Das kos­te jetzt 20 Euro, meint er – geni­al aus dem Moment heraus!

Eines der letz­ten Bücher, die ich erwer­be, ist von Clau­dia de la Tor­re – Side A. Als Material/Vorlage dien­te ein Sci­ence Fic­tion-Roman. Bin ganz glück­lich, als ich es mitnehme.

Die Zeit ver­geht doch wie­der schnell, mit wei­te­ren Aus­flü­gen an ande­re Tische. Um 19 Uhr ist die Mes­se zu Ende, beim Gong­schlag Klat­schen für die Ver­an­stal­ter – eine ver­dien­te Ges­te, die mir die­ses Jahr neu vorkommt.

Beim Auf­räu­men nut­ze ich die Gele­gen­heit, um mei­ne Bücher und die gesam­mel­ten auf den Gar­de­ro­ben­ti­schen aus­zu­brei­ten und zu foto­gra­fie­ren. Es kauft noch jemand von einem ande­ren Tisch ein Heft, froh, dass ich noch da bin. Sebas­ti­an Klug kommt auch noch; ich habe ihn bei sei­ner Instal­la­ti­on im Klo­häus­chen ken­nen­ge­lernt; sieht sich Bücher an, kauft „depo­si­to prov­vi­so­rio“. Ein schö­ner Aus­klang. Packe die Sachen in den Kof­fer, die­sen aufs Rad, nach Hau­se in die Osloer­str. Gehe nicht mehr aus, sehr müde, schaf­fe es kaum, noch ein paar Bücher anzu­schau­en, schla­fe bald ein.

Mo, 16.6.25

Auf dem Brunch nach der Miss Read, in der Gericht­str. Gute Unter­hal­tung mit Ayu­mi Rahn, mit Win­nes, mit Ver­le­gern aus Mexi­ko. Gut, das Wochen­en­de noch aus­klin­gen zu las­sen – nach­dem alle Bücher weg­ge­räumt sind.Schreibe mit beim Par­al­lel­pro­to­koll „Haus­num­mer“, Tref­fen an der Ecke Ankla­mer-Brun­nen­str. Vor dem Café sehe ich Chris­toph Bru­cker sit­zen, den ich vom Tisch­ten­nis bei Andre­as Koch her ken­ne, mit Barett und ein Glas Weiß­wein vor sich, ganz bohe­me­haft. Er hat den Laden „Nutz und Zier“ in der Brun­nen­str, für Möbel und Vintage-Objekte.

Mit dem Rad nach Pan­kow, Eröff­nung von SPI­NORA­MA, von Aslak Gur­holt, der Bücher mit ver­schie­de­nen Gestal­tun­gen und Kon­zep­ten von Buch­rü­cken gesam­melt, kate­go­ri­siert hat und jetzt im ein​Buch​.haus zeigt.

Danach zum Tisch­ten­nis in der Kas­ta­ni­en­al­lee, bei Andre­as Koch. Es geht im Gespräch viel um das The­ma „Samm­lung“. Dort auch Tom Biber, der selbst viel Kunst und Bücher gesam­melt hat und auch ein Anti­qua­ri­at betrieb. Wür­de mich inter­es­sie­ren, ihn zu besuchen.

Di, 17.6.25

Schlaf bis 9 Uhr. Noch fer­tig von der Miss Read. Mor­gens Schwit­zen, wil­de Träu­me – die ich auf­schrei­ben möch­te, mich aber schon eini­ge Stun­den spä­ter nicht mehr an sie erinnere.

Am DB-Schal­ter Gesund­brun­nen meint der Ange­stell­te, dass mein Name ihm etwas sage; was mich erstaunt und freut.  Es sei ein Fil­me­ma­cher. In der Tat, Mat­thi­as Coers heißt ein Fil­mer, der viel mit sozia­lem Bezug (Miet­mo­del­le …) gedreht hat, wie ich spä­ter nachschaue.

In den Büchern und Zeit­schrif­ten, die ich gekauft und getauscht habe. Beson­ders freut mich „Side A“ von Clau­dia de la Tor­re, mit schwar­zen Drei­ecken, die man auch als Eselsohren/Knicke im Buch lesen kann. Sie deu­ten mit einer Spit­ze immer auf ein Wort auf der Sei­te „fin­de“ „emo­ti­ons“; sind schon eine mini­ma­lis­tisch-poe­ti­sche Kom­po­si­ti­on, und in der Abfol­ge so ange­ord­net, dass sie einen neu­en zusam­men­hän­gen­den Text erge­ben. C’est genial!

Ähn­lich mini­ma­lis­tisch ist das klei­ne Büch­lein „Tea Cerem­o­ny“, von der Hap­py Pota­to Press, das ich im ein​Buch​.Haus gekauft habe, als gewis­ser­ma­ßen letz­te Erwer­bung der Mes­se. Es besteht immer aus zwei Wör­tern /Begriffen, die ein­ge­passt sind in die Sil­hou­et­te einer Tee­tas­se, eines in der Flä­che des Tees, das ande­re dar­un­ter auf der Tas­se. Die Flä­chen sind unter­schied­lich groß, erin­nern an die Gra­fi­ken aus der Men­gen­lee­re, und man kann sich Gedan­ken über das Ver­hält­nis der Wor­te zuein­an­der machen. Ist z.B. die „Cerem­o­ny“ wich­ti­ger als ihr Anlass „Tea“? Oder das Ver­hält­nis zwi­schen „also“ und „ever­y­thing“?

In der „Zeit­schrift“, von Alex­an­der Wolff her­aus­ge­ge­ben, mit einer Type, aus Hel­ve­ti­ca und Times gebas­tel­ten Schrift, mit einem sehr wit­zi­gem Edi­to­ri­al. Anti-Trump-Pro­tes­te; sehr aktu­ell. Dann sehe ich erst, dass es eine Aus­ga­be schon von 2017 ist. Wie­der der Ein­druck und die Fra­ge: hat sich so wenig geän­dert? Immer noch Trump, stär­ker im Sat­tel als je.