
13.6. Freitag
Bastle an Heften, um sie noch auszudrucken: an dem 75er-Heft, das ich zum Geburtstag von Hubert Kretschmer gemacht hatte; füge neue Bilder hinzu…, das BREDA-Heft.
Im Copy-Planet in der Brunnenstr. Die Ausdrucke sind unbefriedigend, die in Schwarzweiß gehen so, aber die in Farbe bringen es nicht.
Naja, habe so auch genügend Material für die Miss Read. Direkt vom Copyshop dorthin, mit U‑Bahn und Bus.
Meine Nachbarn: Daniela Comani, mit der ich mich verabredet hatte, und auf der anderen Seite der permanent Verlag, mit Andreas Koch! Freut mich. Wir haben alle drei ähnliches Outfit, Schwarze Baseball-Kappen, Brillen, Hemden/T‑Shirts. Daniela schlägt ein Gruppenfoto vor – Carsten Lisecki macht es, der auch vorbeikommt und lange am Stand verweilt.
Es kommen viele: Käthe Kruse, die Daniela gut kennt, Matthias Seidl und Christine Bail von Dr. Julius, Bettina Hutschek, Annette Gilbert …
Die Verkäufe laufen nicht so besonders, ein Books to Do … es ist ruhiger als letztes Jahr – das hängt wohl mit der zeitgleichen Eröffnung der Berlin Biennale zusammen, und dass der Termin jetzt im Juni noch nicht so etabliert ist.
Noch etwas plaudern mit Winnes Winnes Radermächers von Felder Books.
14.6., Samstag
Poste einige der Bilder von gestern.
In die Hansa-Bücherei, Ingo Gerken hat dort bis morgen seine Ausstellung der Buch-Objekte und Fotos. Zur Messe. Heute läuft es ökonomisch besser. Max Parnell kommt, kauft gleich sechs Hefte der Reihe mit Gebärdensprache, um sie in einem Radiosender im Wedding weiterzuverkaufen. Die Zeit vergeht ziemlich schnell.
Kaufe einige Kleinigkeiten, ein Heft „von Hundert“, mit dem Themenschwerpunkt Tod; was mich in Zusammenhang mit meinem Vater immer noch beschäftigt. Ein Buch von Micheal O’Connell aka Mocksim mit Kassenzetteln aus britischen Supermärkten, die immer die Summe „0“ aufweisen. Nicht-Kauf, Nicht-Konsum – finde ich eine schöne Idee. Dann ein Reader mit Texten ukrainischer Kuratorinnen und Kulturschaffender „We who have changed“, der sich mit den Veränderungen befasst, die der Krieg Russlands gegen die Ukraine mit sich gebracht hat.
15.6., Sonntag
Noch einmal in die Hansa-Bücherei, dort ist gerade Andreas Koch, auch vor dem Beginn des heutigen Messetags. Gute Unterhaltung über Architektur des Hansaviertels und künstlerische Verarbeitung der klassisch modernen Architektur; Andreas hat z.B. ein Segment aus dem Dach der Nationalgalerie im Maßstab 1:1 nachgebaut und als Tisch gezeigt. Mit ihm per Rad zum Haus der Kulturen der Welt.
Cornelius Brändle von der Künstlerbuch – und Kleinpressenmesse in Berlin kommt vorbei. Etwas anderes Konzept, als die Miss Read, er aber sehr sympathisch. Kauft ein „Wer ist Albert?“-Heft.
Nehme einiges ein, insgesamt wird es sich auf etwa 270 Euro belaufen – was wohl etwas weniger ist als letztes Jahr und weniger als meine Nachbarn – aber immer noch ganz ordentlich für meine Verhältnisse. Da kann man schon einen Teil re-investieren in Bücher.
Suche nach den Tischen von „Multinational Enterprises“ alias Sveinn Fannar Johannsson und Eric Steinbrecher – sie haben Tische nebeneinander, wie schön! Bei ersterem „Ten Exhibits“ (2018), ein Buch mit einer Sammlung von 10 gesammelten und fotografierten Stücken Toilettenpapier, von Eröffnungen in Galerien, zur Unterstreichung der Museumsqualität mit einem Farbkeil abgelichtet und zusammen mit einem Zitat aus dem Pressetext der jeweiligen Ausstellung – muss ich haben. Die Idee einer Sammlung von WC-Papier(rollen) verfolge ich ja auch seit einiger Zeit, hier ist sie jetzt konsequent umgesetzt. Die Begrenzung des Projekts auf 10 Stationen ist vernünftig, denn sonst könnte es ewig so weitergehen, wie bei mir, mit den Rollen (und Gläsern). Bis ins Detail liebevoll gemacht, bis auf die Haare, die sich auf den Papierstücken finden, — und das letzte Stück sieht so plastisch aus, dass ich es berühre – es ist tatsächlich ein Original, eingeklebt, von Sveinns eigener Ausstellung, als Abschluss.
Aus den Büchern von Eric Steinbrecher wähle ich eins, „Schmierpapier“, auf rotem dünnen Papier, das, wie mir Eric erklärt, von der Produktion eines anderen Buches übriggeblieben war. Die freien, krakeligen Zeichnungen gefallen mir; als ich Eric einen Zehner gebe, steckt er ihn in das nächste Exemplar des Buches – farblich passend. Das koste jetzt 20 Euro, meint er – genial aus dem Moment heraus!
Eines der letzten Bücher, die ich erwerbe, ist von Claudia de la Torre – Side A. Als Material/Vorlage diente ein Science Fiction-Roman. Bin ganz glücklich, als ich es mitnehme.
Die Zeit vergeht doch wieder schnell, mit weiteren Ausflügen an andere Tische. Um 19 Uhr ist die Messe zu Ende, beim Gongschlag Klatschen für die Veranstalter – eine verdiente Geste, die mir dieses Jahr neu vorkommt.
Beim Aufräumen nutze ich die Gelegenheit, um meine Bücher und die gesammelten auf den Garderobentischen auszubreiten und zu fotografieren. Es kauft noch jemand von einem anderen Tisch ein Heft, froh, dass ich noch da bin. Sebastian Klug kommt auch noch; ich habe ihn bei seiner Installation im Klohäuschen kennengelernt; sieht sich Bücher an, kauft „deposito provvisorio“. Ein schöner Ausklang. Packe die Sachen in den Koffer, diesen aufs Rad, nach Hause in die Osloerstr. Gehe nicht mehr aus, sehr müde, schaffe es kaum, noch ein paar Bücher anzuschauen, schlafe bald ein.
Mo, 16.6.25
Auf dem Brunch nach der Miss Read, in der Gerichtstr. Gute Unterhaltung mit Ayumi Rahn, mit Winnes, mit Verlegern aus Mexiko. Gut, das Wochenende noch ausklingen zu lassen – nachdem alle Bücher weggeräumt sind.Schreibe mit beim Parallelprotokoll „Hausnummer“, Treffen an der Ecke Anklamer-Brunnenstr. Vor dem Café sehe ich Christoph Brucker sitzen, den ich vom Tischtennis bei Andreas Koch her kenne, mit Barett und ein Glas Weißwein vor sich, ganz bohemehaft. Er hat den Laden „Nutz und Zier“ in der Brunnenstr, für Möbel und Vintage-Objekte.
Mit dem Rad nach Pankow, Eröffnung von SPINORAMA, von Aslak Gurholt, der Bücher mit verschiedenen Gestaltungen und Konzepten von Buchrücken gesammelt, kategorisiert hat und jetzt im einBuch.haus zeigt.
Danach zum Tischtennis in der Kastanienallee, bei Andreas Koch. Es geht im Gespräch viel um das Thema „Sammlung“. Dort auch Tom Biber, der selbst viel Kunst und Bücher gesammelt hat und auch ein Antiquariat betrieb. Würde mich interessieren, ihn zu besuchen.
Di, 17.6.25
Schlaf bis 9 Uhr. Noch fertig von der Miss Read. Morgens Schwitzen, wilde Träume – die ich aufschreiben möchte, mich aber schon einige Stunden später nicht mehr an sie erinnere.
Am DB-Schalter Gesundbrunnen meint der Angestellte, dass mein Name ihm etwas sage; was mich erstaunt und freut. Es sei ein Filmemacher. In der Tat, Matthias Coers heißt ein Filmer, der viel mit sozialem Bezug (Mietmodelle …) gedreht hat, wie ich später nachschaue.
In den Büchern und Zeitschriften, die ich gekauft und getauscht habe. Besonders freut mich „Side A“ von Claudia de la Torre, mit schwarzen Dreiecken, die man auch als Eselsohren/Knicke im Buch lesen kann. Sie deuten mit einer Spitze immer auf ein Wort auf der Seite „finde“ „emotions“; sind schon eine minimalistisch-poetische Komposition, und in der Abfolge so angeordnet, dass sie einen neuen zusammenhängenden Text ergeben. C’est genial!
Ähnlich minimalistisch ist das kleine Büchlein „Tea Ceremony“, von der Happy Potato Press, das ich im einBuch.Haus gekauft habe, als gewissermaßen letzte Erwerbung der Messe. Es besteht immer aus zwei Wörtern /Begriffen, die eingepasst sind in die Silhouette einer Teetasse, eines in der Fläche des Tees, das andere darunter auf der Tasse. Die Flächen sind unterschiedlich groß, erinnern an die Grafiken aus der Mengenleere, und man kann sich Gedanken über das Verhältnis der Worte zueinander machen. Ist z.B. die „Ceremony“ wichtiger als ihr Anlass „Tea“? Oder das Verhältnis zwischen „also“ und „everything“?
In der „Zeitschrift“, von Alexander Wolff herausgegeben, mit einer Type, aus Helvetica und Times gebastelten Schrift, mit einem sehr witzigem Editorial. Anti-Trump-Proteste; sehr aktuell. Dann sehe ich erst, dass es eine Ausgabe schon von 2017 ist. Wieder der Eindruck und die Frage: hat sich so wenig geändert? Immer noch Trump, stärker im Sattel als je.