1.1. 2025 — Journal

1.1. 2025

Träu­me, undeut­lich, ein gro­ßes Gebäu­de aus Beton, mit höh­len­ar­ti­gen Öff­nun­gen und wei­chen For­men, wie von Hun­dert­was­ser entworfen…

Son­ni­ger Tag. Joga im Licht im Zim­mer, das nach Süden geht, nach dem sym­pa­thisch-sku­r­il­len Buch „Yoga auch im Lehn­stuhl!, von Franz Kra­bich­ler, mit dem 70er/80er-Jah­re-Ein­band; ich hat­te es aus dem Anti­qua­ri­at Kit­zin­ger mit­ge­nom­men, als die Bücher dort alle ver­schenkt wurden.

Abends stel­le ich fest: Der Tag war irgend­wie unbe­frie­di­gend: Vie­le Plä­ne (Tage­buch­schrei­ben, Lesen, in Büchern, in der ZEIT, Kla­vier­spie­len), aber kei­ner davon so rich­tig umge­setzt. Statt des­sen lan­ge Recher­chen nach Abspiel­ge­rä­te­n/CD-Play­ern, nach­dem die neu­en von Igor Levit nicht mehr gele­sen wer­den  (On DSCH, 24 Prä­lu­di­en u. Fugen, als Hom­mage an Bach Ende der 1950er Jah­re kom­po­niert). Tes­te ver­schie­de­ne Play­er, auf dem etwas neue­ren geht es, doch der lässt sich nicht mit den Boxen ver­bin­den etc. Aber typisch: vor lau­ter Beschäf­ti­gung mit der Tech­nik kommt man nicht zu den Inhal­ten. Aber wenigs­tens ein klei­nes Resü­mee soll­te drin sein.

Neu­jahrs­grü­ße tref­fen noch ein. Erin­ne­re mich an Bet­ti­na H., die ich bei Karen I. getrof­fen habe; und die Atlan­tis-Recher­che; suche den Comic in der Mor­ti­mer & Bla­ke-Rei­he und schi­cke ihr einen link.
Das Buch selbst fin­de ich lei­der nicht mehr — und bestel­le es gleich bei Medim­ops — die ers­te Bestel­lung des Jah­res. Der Atlan­tis-Comic (ich hat­te ihn schon ein­mal bestellt, viel­leicht ist er damals nach Dil­lin­gen gelie­fert wor­den, vor der Tür gestan­den, nass gewor­den? Das ist mit dem Katz & Goldt-Buch vor einem Jahr pas­siert…), eine CD mit Schu­mann (Kreis­le­ria­na, Gesän­ge der Frü­he, in die ich auf You­tube kurz hin­ein­höh­re); ein Band mit Erzäh­lun­gen von Cle­mens Setz („Der Trost run­der Din­ge“). Glau­be, ich habe ein­mal hin­ein­ge­le­sen, fand eini­ge Sachen eher absto­ßend, aber jetzt, nach­dem ich „Indi­go“ und sei­nen Roman über die Kuge­lin­nen­wel­ten gele­sen habe – das ist ein­fach ein guter Autor! Und sei­ne Instagram-Posts!

Am Buch zum Mann-Pro­jekt, eng­li­sche Über­set­zung des Tex­tes von Kers­tin Klein. Durch die auto­ma­ti­sche Über­set­zung haben sich vie­le For­ma­tie­run­gen verschoben/verändert. Und dann wür­de es sich loh­nen, exis­tie­ren­de Über­set­zun­gen zu Rate zu zie­hen. Suche nach Büchern mit den Brie­fen Manns. Die Staats­bi­blio­thek hat wenig. Eine Recher­che in der Mona­cen­sia im Hil­de­brand­haus wäre gut. Das aber ein grö­ße­rer Auf­wand, dort­hin zu fah­ren und die gan­zen Stel­len nach­zu­se­hen. Das wird so oder so noch viel Arbeit.

Eini­ge Recher­chen wegen des Hau­ses in Dil­lin­gen — soll man die Hei­zung kom­plett aus­schal­te — oder wie dem Frost bei Abwe­sen­heit begeg­nen? Inge­samt doch auch eine Belas­tung, auch wenn die Tage dort (die ver­gan­ge­ne Woche) sehr schön waren. 

Es ist schon zwan­zig nach zehn. Aber doch noch wenigs­tens eini­ge Noti­zen gemacht!

Jour­nal 15.3.24 — Vater, Bil­der, ABC. “What is life?“

Heu­te ist es ein Jahr her, seit mein Vater gestor­ben ist. Es fühlt sich nicht solan­ge an. „Schon ein Jahr“ möch­te man sagen, und ist überrascht.

Sehe mir Fotos vom März letz­ten Jah­res auf dem Smart­phone an. Schon eine distan­zie­ren­de Ober­flä­che. Und selt­sam ernüch­ternd, was mit den Bil­dern des Toten und von der Beer­di­gung pas­siert, wenn sie im Mini-For­mat, neben allen mög­li­chen ande­ren Fotos auftauchen.

Ver­su­che, Fotos zu ord­nen. Beim Ver­bin­den des Smart­phones mit dem Lap­top, beim Mar­kie­ren von Fotos, um sie sie chro­no­lo­gisch in Ord­ner auf die Fest­plat­te zu ver­schie­ben, setzt sich der Vor­gang fort und lässt sich nicht mehr stop­pen – Kolon­nen von Bil­dern wan­dern auf dem Bild­schirm ruckelnd nach unten, bekom­men einen blau-trans­pa­ren­ten Schat­ten, der Zei­le für Zei­le vor­rückt. Der Rech­ner hängt sich auf, die Daten­men­gen waren wohl zu groß. 

Kli­cke mich teils durch die Ord­ner – es müs­sen über 70 sein – die mit „West­end­str.“ beschrif­tet sind. Es sind tau­sen­de von Fotos, die ich gemacht habe, vom Haus, von Objek­ten, von Schrift­stü­cken – und von Instal­la­tio­nen. Ich wer­de nur einen Bruch­teil davon je ver­öf­fent­li­chen können.

Suche nach einem, das zum heu­ti­gen Tag pas­sen könn­te, um es auf Insta­gram zu pos­ten. Da ist die Instal­la­ti­on mit alten Kof­fern, die ich vom Dach­bo­den aus abseil­te. Der Vater ist verreist …?

Da sind die Fotos aus dem Kel­ler­gang, wo er Kunst­dru­cke in einem Regal lager­te, und die Anfangs­buch­sta­ben der Künst­ler an die Wand schrieb, mit oran­ge­far­be­ner Krei­de. Jetzt, nach­dem das Regal leer­ge­räumt und abge­baut ist, tau­chen die Buch­sta­ben wie­der auf. Sys­te­ma­ti­sie­rungs­ver­su­che, die durch das Sam­meln und das Mate­ri­al selbst ver­deckt wurden.

Wei­ter kom­me ich, im Ord­ner „Diver­se“, wo ich alle abge­spei­chert habe, die zu sor­tie­ren ich noch kei­ne Zeit hat­te, auf die vie­len Fotos von den Ver­su­chen, noch wäh­rend des Aus­sor­tie­rens Bücher zu doku­men­tie­ren, u.a. die mit sei­nem Namen im Vorsatz/Titel. Das erscheint mir jetzt am bes­ten. Ich wer­de das mor­gen machen. 

Abends auf der Eröffnung/Einweihung von Albert Hiens Kunst-am-Bau-Arbeit “CAR­PE DIEM” im Oskar-von-Mil­ler-Gym­na­si­um in Mün­chen. Im gro­ßen Trep­pen­haus eines Uhren­turms am ver­klei­de­ten Gelän­der: Buch­sta­ben, Wör­ter lau­fen von oben nach unten, über­la­gern und wie­der­ho­len sich, Latei­ni­sche Sprü­che, die mit Zeit zu tun haben (TEM­PUS FUGIT, VITA BRE­VIS, ARS LON­GA, CAR­PE DIEM, wie es als Mosa­ik unten am Ein­gang auf­taucht …). Die­ses eph­eme­re Auf­leuch­ten passt schon sehr gut zum The­ma Zeit und zum Raum. Und Licht­in­stal­la­tio­nen sind unglaub­lich foto­gen. Viel­leicht, weil Foto­gra­fie ja selbst auf Licht­ein­fall reagiert.

Anschlie­ßend zur Finis­sa­ge der Aus­stel­lung “What is life” von Sebas­ti­an Pöll­mann in der Arto­thek. Sebas­ti­an ken­ne ich schon über 20 Jah­re, in den let­zen Jah­ren haben wir uns etwas aus den Augen ver­lo­ren, zwi­schen Ber­lin und Mün­chen, und dar­um freut es mich, noch sei­ne Arbei­ten zu sehen. Zeich­nun­gen, schnell, spon­tan, wit­zig. Dann digi­ta­li­siert und als Laser­cuts aus­ge­schnit­ten, auf­ge­hängt, als sich dre­hen­de Schat­ten­spie­le an die Wand pro­ji­ziert, was Über­la­ge­run­gen, Ver­zer­run­gen, neue Bil­der ergibt. All­tags­si­tua­tio­nen, War­ten, Rad­fah­ren, sich lie­ben. Lust­be­tont. “What is life“ als Titel. Ja, das fra­ge ich mich auch oft.