Breite die Souvenirs der Reise nach Frankreich aus, marmeladegefülltes Gebäck, Senf aus Dijon, Tees, Seifen und Gels aus den Hotels, die rote Peugeot-Salzmühle aus Dijon, viele Prospekte und Stadtpläne, nicht zuletzt Bücher, darunter ein Bändchen über den „Issenheimer Altar“ von Huysmans, aus dem Museum Unterlinden in Colmar. Nehme daraufhin Huysmans „À rebours“ aus dem Regal. Hatte es 2015 angefangen, wie der Eintrag vorne zeigt, vor 10 Jahren – und war bis Seite 100 gekommen, immerhin. Lese es weiter, …
obwohl es mein Französisch-Vokabular immer wieder überfordert, ab der raffiniert-einfachen Einrichtung des Schlafzimmers, das einer Mönchszelle ähneln soll, aber mit höchstem Geschmack, mimetischem Aufwand und Luxus: Der Boden ist mit einem Teppich belegt, der Tonfließen nachahmt, inklusive weißer Einsprengsel für Schleifspuren, die Mönche mit ihren Sandalen hinterlassen. Man könnte sich so etwas im Katalog eines zeitgenössischen Designers, eines Einrichtungshauses gut vorstellen.
Die Erzählung hat keine eigentliche Handlung, ist somit ein Anti-Roman, sondern beschreibt stets die Bemühungen des Protagonisten um die Verwirklichung seines Lebensideals: Ästhetische Perfektionierung des engsten Umfelds, seiner Wohnung, Zurückgezogenheit. Insofern wartet man darauf, dass etwas „passiert“, sich etwas ändert. Ein Ortswechsel, eine etwa in der Mitte des Buches, Kap. 9, angekündigte Reise nach London wäre so ein Ereignis, doch ahnt man es schon: es findet nicht statt, oder zumindest nur virtuell oder vermittelt: Der Baedeker-Reiseführer in der Pariser Buchhandlung beschreibt London und die Kunst in den Museen dort so detailliert, dass sich ein Besuch erübrigt; die Waren im Kaufhaus sind dieselben wie in London, es gibt eine Menge Engländer, die den Romanen von Charles Dickens entsprungen scheinen, und das Wetter ist so regnerisch und neblig, wie man es aus seinen Beschreibungen von London kennt, so dass sich des der Reisende in spe des Esseintes sagt: „Je suis saturé de vie anglais depuis mon départ“ (171).
Das Schwanken zwischen Aufbruch und Nicht-Fahren, kurz vor Abfahrt des Zuges, das kenne ich gut. Die zu erwartenden Unbequemlichkeiten der Reise werden ebenfalls in Rechnung gestellt und geben schließlich den Ausschlag: Des Esseintes kehrt nach Hause aufs Land, in die Nähe von Fontenay, zurück „ressentant l’éreintement physique et la fatigue morale d’un homme qui rejoint son chez soi, après un lon et périlleux voyage.“ (171)