20.11.2025, Boutwell Schabrowsky, München
Eröffnung/opening: 20.11.2025, 18–21 h
Sandstrasse 31
80335 München
Albert Coers und Isabelle Dyckerhoff arbeiten mit unterschiedlichen Medien und Konzepten. Doch gibt es gemeinsame Interessen, die hier zusammenkommen: Das Verhältnis von Text und Bild und der Versuch, Zeit bildlich festzuhalten, die Manifestation von Zeit in Bildern.
Kann man Bilder lesen? Von links nach rechts und von oben nach unten, Zeile für Zeile? Wie ein Buch? Kann man Worte malen? Bildlich darstellen? Mit Pinsel und Farbe? Wie ein Bild? Kann man Wort und Bild, Schrift und malerische Geste miteinander verbinden?
Kann man Zeit messen, in dem (oder wenn?) man jeden Tag ein Bild malt? Kann man Zeit messen, wenn man Tagebuch schreibt? Kann man Zeit verdichten, wenn man die Tagebucheinträge immer wieder übereinanderschreibt? Man Farbflächen übermalt? Könnte man so die Zeit festhalten? Konservieren?
Isabelle Dyckerhoff
90 Days, Brooklyn Diary, 2015
Öl auf Leinwandblättern, je 30,5 x 23 cm
Die 90teilige Arbeit Brooklyn Diary, die während ihrer Artist Residency am ISCP New York 2015 entstand, kann von oben nach unten, von rechts nach links, „gelesen“ werden. Jedes Blatt dieser Serie „beschreibt“ einen Tag ihrer Artist Residency, mit malerischen Mitteln.
Inspiriert wurde sie von der Erzählung „Auggie“ von Paul Auster, die sie in dem Buch „New York. Eine literarische Einladung“ (Salto, Wagenbach Verlag, 2014) fand. Dort beschreiben New Yorker Autoren ihren Kiez oder erzählen Geschichten aus ihrer Gegend. So auch Paul Auster: „Auggie“ erzählt von Brooklyn, von Zigarren und vielem mehr und bildet außerdem den Grundstein für den Film „Smoke“. Letztlich ist es aber eine Geschichte über Zeit, Zeit und Kunst und wie man Zeit misst, indem man ein Kunstwerk jeden Tag macht.
Hier hatte Dyckerhoff ihren Zugang zur Arbeit während der Residency gefunden. 90 Days (Brooklyn Diary) misst ihre Zeit während der New York Residency am ISCP auf ihre Weise bzw mit ihren malerischen Mitteln. Die Arbeit ist mit dem Buch und der darin enthalten Geschichte verknüpft, daher ist auch das Buch Teil der Arbeit und in der Installation zu sehen.
Albert Coers
Diary Overlay, 2025
Inkjet-Print auf Papier, je 29,7 x 21 cm
Einträge aus dem digtial geführten Tagebuch von Albert Coers sind übereineinandergelegt und auf einem Blatt Papier verdichtet. Die Zeilen überlagern sich, der Text wird so größtenteils unleserlich und zum Bild.
Aus der Serie „Curitiba“, 2019
Prints, Aludibond hinter Acrylglas, je 50 x 70 cm, Aufl. 5
Die Arbeit basiert auf Fotos, die im Herbst 2019 von einem Schaukasten in Curitiba/Brasilien entstanden, während der Recherche für ein Projekt für Kunst im öffentlichen Raum. Klebebuchstaben haben im Lauf der Zeit sich gelöst, hängen schief, sind heruntergefallen und bilden Haufen. Der ursprüngliche Text lässt sich kaum mehr erahnen. Aber so ergeben sich neue Bedeutungen. Und Buchstaben werden zu Bildern.

