23.3. 24
Von Dresden nach Leipzig – da noch Zeit bis zur Abfahrt des Zuges ist, zum Albert-Platz. Foto des Straßenschildes vor dem Kästner-Haus, Fortsetzung der Serie der Straßen mit meinem Vornamen.
In Leipzig zur Hochschule für Gestaltung, wo die Messe “it’s a book” stattfindet — parallel zur “großen” Buchmesse, Bin zum ersten Mal hier. Habe schon öfter von der Messe gehört, aber es hat sich bislang nicht ergeben.
Im Lichthof, sehr schöner Raum. Die Tische im Erdgeschoss und auf den folgenden Etagen des Treppenhauses. Treffe gleich Michalis Pichler, kaufe ihm für kleines Geld eine Zeitung ab, ein Reprint von Zeitungen des 11. September 2001, wo alle amerikanischen Flaggen durch freigestellt und aufgeklebt reproduziert sind – einschließlich der Rückseite der Cutouts.
Gegenüber Argobooks mit Vanessa Adler. Tausche gegen ein Exemplar von „Länderkennzeichen“ ein kleines Buch von Ann Noël: „Spirale“, wo sie Listen nach dem ABC geordneter Begriffe bringt, z.B. Abkürzungen, Namen, Künstler etc., die sie zum Einschlafen sich mit ihrem Partner hin- und hergespielt und schließlich aufgeschrieben hat.
Ich treffe Aslak Gurholt, Grafiker/Künstler aus Norwegen. Wir unterhalten uns über die Ähnlichkeiten von Konzepten und Handlungen – er sammelt Spielkarten im öffentlichen Raum und hat schon einige Leute kennengelernt, die dasselbe tun. Und gleiche Namen: er recherchiert nach Paul Rand, und es kommen ihm viele Vertreter desselben Namens unter. Mir fällt Alan Berliner ein, mit seinem Film „The sweetest sound“, wo es um Namen und v.a. seinen eigenen geht — ich hatte den ich einmal auf der Berlinale gesehen.
Er schenkt mir ein Heft, das sich mit Löchern beschäftigt: Die bekannten zwei Lochungen zum Abheften sind ergänzt durch weitere, die im Zusammenspiel mit dem grünen Papier und der Illustration von Fahnen zu Golf-Löchern werden. Eine einfache, sehr schöne Idee. Neben dem Stand des Verlags aus Norwegen ist Felderbooks, von Winnes, der mir ebenfalls im Tausch ein Heft gibt, „Can I Borrow Your Logo?“, abfrottierte Markensignets von Autos.
Weiter oben treffe ich den Stand von einBuch.haus, kaufe „How to book Berlin“. Zwar ist mir vieles bekannt, aber die Statements der Leute darin, von denen ich viele kenne, sind interessant. Vielleicht ließe sich etwas Ähnliches für München entwickeln, mit Hubert Kretschmer zusammen. Daneben ist Robin Waart. Wir tauschen ein Heft gegen einen Doppelkatalog mit Postkarten, von zwei verschiedenen Projekten, raffiniert oben und unten.
Moritz Grünke von Gloria Glitzer schenkt mir ein Meta-Heft, Gedanken über die Zukunft von Buchmessen – die er lieber als „Festivals“ bezeichnet wissen möchte, wegen der Assoziation mit Handel, Kommerz, finanzieller Gewinn, der bei „Buchmesse“ oder „Fair“ mitschwingt – und was bei den allermeisten Teilnehmern gar nicht der Fall ist, darüber hinaus den Erhalt von Förderungen erschwert (The Future of Art Book Festivals (formerly known as fairs). Es geht immer wieder um wirtschaftliche Aspekte: wer produziert mit welchen Mitteln, wer kauft Künstlerbücher? Für mich ist es ja finanziell auch eine Sideline, ein Zuschussgeschäft, ohne Förderung nicht zu machen. Trotzdem bin ich stolz, wenn ich beim Besuch von Messen etwas verkaufe und die Kosten der Messe (Gebühr, Anfahrt…) wieder einspiele, ja sogar darüber hinauskomme. Und eigentlich möchte ich lieber an einer „Messe“ teilnehmen als an einem „Festival“, weil ersteres sich ernsthafter, seriöser anhört. Das sind so die Widersprüche, auf die Moritz hinweist.
Beim Textem-Verlag kaufe ich fast immer ein Büchlein aus der Reihe „Kleiner Stimmungsatlas in Einzelbänden“. Die sind handlich und eigentlich immer gut geschrieben. Und einen Band „Dilettantismus“ beizusteuern habe ich ja vor – aber als Einübung schadet es sicher nicht, einige andere Bände zu lesen – so rechtfertige ich weitere Käufe. Diesmal fällt mein Auge auf „Weltraum“ von Sebastian Burdach. Für das Thema interessiere ich mich sowieso, und Nora Sdun erzählt mir so engagiert aus dem Inhalt, von der Weltraum-Werbungskonkurrenz zwischen Cola und Pepsi, dass ich zugreife.
Unten treffe ich Elfi Seidel, die ich u.a. von der Ausstellung bei Vinzenz Sala her kenne. Wir und ihr Partner unterhalten uns im „Garten“ u.a. über das Denkmal-Projekt.
Ich kaufe bei Roma Publications ein Buch, das mir gleich am Anfang ins Auge gestochen ist: „Exosphere“ von Batia Suter; Fotos von den Verpackungen von Objekten aus Styropor und Karton, assoziativ kombiniert.
Einige Stunden bin ich hier, habe viele getroffen, einiges getauscht und auch gekauft, jetzt gar kein Bargeld mehr; jetzt das Gefühl, es reicht langsam. Ich mache mich auf den Weg zum Bahnhof.
In der Buchhandlung dort noch ein letztes Buch: „Das doppelte Deutschland“ von Ursula Weidenfeld. Das Thema finde ich interessant, gerade aus Dresden und Leipzig kommend. Darüberhinaus reizt mich, dass es sich um ein von der Autorin signiertes Exemplar handelt – mit Fehlern im Druck: manche Zeilen sind gewunden, geschwungen; was ihnen eine gewisse Plastizität verleiht.