Von Antonya C. Wolfram wurde ich kürzlich eingeladen, etwas zu ihrem Projekt “Digital Identity of Memory - Mnemotope” beizutragen, und mit bildlich/ textlich/klanglichen Assoziationen auf Beiträge anderer zu reagieren. Hier der Text:
Da ist zunächst der Name „Wolfram“. Mir fällt der „Wolfram-Faden“ und die aus diesem Element entwickelte Glühbirne ein, das Lampen-Thema, mit dem ich mich durch das Denkmal für die Familie Thomas Mann beschäftige. Thomas A. Edison! Ich erinnere mich an einen Film, der den jungen Edison zeigt, wie er mittels aller im Haus verfügbarer Petroleumleuchten und Spiegel die notwendige Helligkeit für eine Operation herstellt – und seiner Mutter so das Leben rettet. Bei „Glühlampe“ denke ich auch an den Test einer Straßenleuchte aus São Paulo, von dem ich ein Video gemacht hatte, vom Flackern ganz begeistert war, das es nur im (digitalen) Film gibt.
Ich sehe mir die andern Posts an. Das Bild von Antonya erinnert mich an einen Finger, oder, in seiner länglich-spitzen Form, an ein Werkzeug, einen Brieföffner. Eine Serie von Brieföffnern hatte ich im Haus meines kürzlich verstorbenen Vaters fotografiert, als Versuch, die vielen Gegenstände dort typologisch zu ordnen. Ich suche das Bild auf der Speicherkarte meiner Kamera. Ich finde es nicht, doch im ersten Ordner etwas anderes:
Da sind Fotos von getrockneten Geranienblüten, die ich abgezupft und, als temporäre Unterlage, auf Briefcouverts gelegt hatte. Die Briefe waren an meinen Vater gerichtet, hatten Nachsende-Etiketten einer Postumleitung, die ich eingerichtet hatte, um ihn vor ‑ analogem ‑ Spam zu schützen. Die Post, als „Dialog-Post“ frankiert, kam zu mir. Das Gelb der Etiketten passt zu den Geranienblättern, und die Motive Blume/Papier zum Proust-Zitat am Anfang des Blogs, wo als Metapher von Erinnerungsmomenten die Rede ist von Papieren, die, ins Wasser geworfen, dann wie Blumen aufblühen, sich entfalten.
Jetzt ist nur die Frage, welches Bild ich auswählen soll. Vielleicht das letzte — mit einem Verweis auf den Text, der die die Suche nach der Bild-Assoziation und Erinnerung schildert – als Gedankenreise.