Klei­ne Biblio­theks­ge­schich­te, 2021

Klei­ne Biblio­theks­ge­schich­te, 2021, 18 x 15 x 7 cm
Yel­low Press, ep.contemporary, Ber­lin, 2021
books, Gale­rie Vin­cenz Sala, Ber­lin, 2022

Beim Boden­wi­schen fie­len Reclam-Bän­de aus dem all­zu dicht bestück­ten Regal. Einer davon lan­de­te im Was­ser­ei­mer – der GAU! – die „Klei­ne Biblio­theks­ge­schich­te“ von Uwe Jochum, die ich 2005 gekauft und kur­so­risch gele­sen hat­te. Schnell aus dem Was­ser gefischt, war der Band trotz­dem feucht, die Sei­ten kleb­ten zusam­men. Was tun? Die Sei­ten mit Papier abde­cken, das die Feuch­tig­keit auf­saugt. Ich nahm einen Band mit Schil­lers Wer­ken und schlug jede Sei­te des nas­sen Buches in eine Sei­te dar­aus ein, press­te bei­des. Bei­de Bücher gin­gen so eine enge Ver­bin­dung ein, wur­den zu einem Objekt.

Der Schil­ler-Band erwies sich dabei als pas­send, auch jen­seits der Dra­ma­tik der Tex­te: ein Fund­stück, aus einer Coro­na-Aus­mist-Bücher­kis­te auf der Stra­ße, mit schwar­zem Ein­band, nur eine ver­bli­che­ne Num­mer auf dem Rücken. Ein Biblio­theks­exem­plar. Hin­ten ein­ge­klebt eine Kar­te für Ein­tra­gun­gen von Aus­leih­da­ten, zwi­schen 1926 und 1940. Und, vor­ne, ein Ex-Libris der Zep­pe­lin-Wohl­fahrts-Büche­rei in Fried­richs­ha­fen, Vor­läu­fer der Stadt­bi­blio­thek. Mit die­sem kon­kur­rie­ren pri­va­te Besitz­ver­mer­ke. „Stimmt nicht“ steht neben dem Biblio­theks­stem­pel, der über­druckt ist mit einer pri­va­ten Adres­se. Eine Sei­te wei­ter das­sel­be, mit dem Zusatz „Die­ses Buch habe ich gekauft“ – um dem Ein­druck ent­ge­gen­zu­tre­ten, es sei aus der Biblio­thek ent­wen­det? Es kom­men also öffent­li­che und pri­va­te Nut­zun­gen zusam­men – die letz­te, um ein (gel­bes) Bänd­chen Biblio­theks­ge­schich­te zu pres­sen – und zu retten.

“Klei­ne Biblio­theks­ge­schich­te” (A Short Histo­ry of Libra­ri­es), 2021

While mop­ping the flo­or, Reclam volu­mes fell from the over­ly den­se­ly sto­cked shelf. One of them lan­ded in the water bucket — the MCA! — the “Klei­ne Biblio­theks­ge­schich­te” (A Short Histo­ry of Libra­ri­es) by Uwe Jochum, which I had bought in 2005 and read cur­so­ri­ly. Quick­ly fished out of the water, the volu­me was nevert­hel­ess damp, the pages stuck tog­e­ther. What to do? Cover the pages with paper that absorbs the mois­tu­re. I took a volu­me of Schiller’s works and fold­ed each page of the wet book into a page from it, pres­sing both tog­e­ther. The two books thus ente­red into a clo­se uni­on, beca­me one object.

The Schil­ler volu­me pro­ved to be fit­ting, even bey­ond the dra­ma­tic natu­re of the texts: a found object, from a Coro­na dis­card book box on the street, with a black cover, only a faded num­ber on the spi­ne. A libra­ry copy. At the back, a card for recor­ding len­ding dates, bet­ween 1926 and 1940. And, at the front, an ex-libris of the Zep­pe­lin-Wohl­fahrts-Büche­rei in Fried­richs­ha­fen, forerun­ner of the city libra­ry. Pri­va­te owner­ship notes com­pe­te with this one. “Not true” is writ­ten next to the libra­ry stamp, which is over­prin­ted with a pri­va­te address. One page fur­ther on, the same thing, with the addi­ti­on “I bought this book” – to coun­ter the impres­si­on that it was sto­len from the libra­ry? So public and pri­va­te uses come tog­e­ther — the last one to press  – and save  –  a (yel­low) volu­me of libra­ry history.

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