Denk­mal Fami­lie Tho­mas Mann

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Albert Coers hat einen gela­de­nen Kunst­wett­be­werb des Kul­tur­re­fe­rats Mün­chen für ein Denk­mal im öffent­li­chen Raum für die Fami­lie des Schrift­stel­lers Tho­mas Mann  gewon­nen. Der Stadt­rat beschloss am 10.4.2019, sei­nen Ent­wurf  „Stra­ßen Namen Leuch­ten“ zu rea­li­sie­ren. Stand­ort ist der Sal­va­tor­platz, in unmit­tel­ba­rer Nähe des Literaturhauses.

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Das Denk­mal besteht aus einem Arran­ge­ment von ca. 15 Stra­ßen­leuch­ten und  Schil­dern mit Stra­ßen­na­men. Die Leuch­ten stam­men aus Orten, die von der Lebens- und Exil­ge­schich­te der Fami­lie zeu­gen. Die Stra­ßen­schil­der ver­wei­sen auf Stra­ßen und Plät­ze, die nach Mit­glie­dern der Fami­lie Mann benannt sind. Die Wir­kungs­stät­ten und Sta­tio­nen von Tho­mas Mann, sei­ner Frau Katia und ihren Kin­dern Klaus, Eri­ka, Golo, Eli­sa­beth, Micha­el und Moni­ka fin­den hier zusam­men, unter Ver­wen­dung von bestehen­den Ele­men­ten des öffent­li­chen Raumes.

Leuch­ten und Schil­der aus Mün­chen, aber auch aus u.a. Los Ange­les, Nida, São Pau­lo, Rom und Zürich, wer­den in Anleh­nung an ihre geo­gra­phi­sche Lage auf dem Sal­va­tor­platz arran­giert. Der Ent­wurf wid­met sich sowohl den bio­gra­phi­schen Sta­tio­nen der Fami­li­en­mit­glie­der als auch deren Rezep­ti­on in der Gedenk­kul­tur durch Stra­ßen­be­nen­nun­gen oder Erin­ne­rungs­stät­ten. ln Schil­dern und Leuch­ten spie­gelt sich die Inter­na­tio­na­li­tät der Fami­lie Mann, mit Lebens- und Wir­kungs­or­ten in Euro­pa, den USA und Süd­ame­ri­ka. Sie sind Aus­druck ihrer welt­wei­ten lite­ra­ri­schen Aus­strah­lung und Bedeu­tung. Die Asso­zia­ti­on der Leuch­te ver­weist auch auf die Strahl­kraft von Leben und Werk der Manns, in lite­ra­ri­scher, aber auch poli­ti­scher und gesell­schaft­li­cher Hinsicht.

Der Sal­va­tor­platz mit dem Lite­ra­tur­haus erhält neben der Arbeit „Oskar-Maria“ von Jen­ny Hol­zer (1997) eine zwei­te künst­le­ri­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem lite­ra­ri­schen Erbe Mün­chens.
(Text nach der Begrün­dung der Jury)

Mit der Fer­tig­stel­lung des Denk­mals ist vor­aus­sicht­lich im Som­mer 2024 zu rechnen.

Ent­wurf zum Download

Monu­ment to the fami­ly of Tho­mas Mann

Albert Coers has won an invi­ted art com­pe­ti­ti­on of the City of Munich, Depart­ment of Arts and Cul­tu­re, for a monu­ment to the wri­ters fami­ly of Nobel pri­ce win­ner Tho­mas Mann. On April 10th 2019, the City Coun­cil appro­ved to rea­li­ze his con­cept “Street Names Lights”. The site for the monu­ment is loca­ted in the very cen­ter of Munich, direct­ly at The Lite­ra­tur­haus Munich.

The art­work con­sists of an arran­ge­ment of about 15 street lights and street signs named after mem­bers of the fami­ly. The lights come from places that bear wit­ness to the family’s histo­ry of life and exi­le. The street signs refer to streets and squa­res named after mem­bers of the Mann fami­ly. The places of work and sta­ti­ons of Tho­mas Mann, his wife Katia and their child­ren Klaus, Eri­ka, Golo, Eli­sa­beth, Micha­el and Moni­ka come tog­e­ther here, using exis­ting ele­ments of public space.

Lights and signs from Munich, but also from Los Ange­les, Nida, São Pau­lo, Rome and Zurich, among others, are arran­ged accor­ding to their geo­gra­phi­cal loca­ti­on on Sal­va­tor­platz. The design is dedi­ca­ted both to the bio­gra­phi­cal sta­ti­ons of the fami­ly mem­bers and to their recep­ti­on in the cul­tu­re of remem­brance through street names or memo­ri­al sites. Signs and lamps reflect the inter­na­tio­na­li­ty of the Mann fami­ly, with places of life and acti­vi­ty in Euro­pe, the USA and South Ame­ri­ca. They point out their world­wi­de lite­ra­ry cha­ris­ma and signi­fi­can­ce. The asso­cia­ti­on of the lumi­na­ry also refers to the radi­ance of the life and work of the Mann fami­ly, in lite­ra­ry, but also poli­ti­cal and social terms. Addres­sed are aspects of loca­li­ty, emi­gra­ti­on, mobi­li­ty and fre­quent chan­ge of loca­ti­on, as well as cross-bor­der cos­mo­po­li­ta­nism, for which the fami­ly can be regard­ed as a forerunner.

The Sal­va­tor­platz with The Lite­ra­tur­haus recei­ves a second artis­tic explo­ra­ti­on of Munich’s lite­ra­ry heri­ta­ge in addi­ti­on to the work “Oskar-Maria” by Jen­ny Hol­zer (1997). (Text after the jury’s statement)

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Stra­ßen — Namen

Aus­gangs­punkt sind Situa­tio­nen in Mün­chen, dem lang­jäh­ri­gen Lebens­mit­tel­punkt der Fami­lie. Hier gibt es inzwi­schen meh­re­re Stra­ßen und Plät­ze, die nach Mit­glie­dern der Fami­lie benannt sind. Jedoch lie­gen die­se teils an wenig fre­quen­tier­ten Orten, z.T. in Neu­bau­ge­bie­ten, an der Peri­phe­rie, sind so im kol­lek­ti­ven Gedächt­nis wenig prä­sent. Die­se Schil­der, samt der Lam­pen, an denen sie befes­tigt sind, wer­den ins Zen­trum der Stadt gebracht. Sie wer­den am zen­tra­len Sal­va­tor­platz als Grup­pe ver­sam­melt und dadurch stär­ker sicht­bar, als Art „Fami­li­en­zu­sam­men­füh­rung“. Gleich­zei­tig ver­wei­sen sie zurück auf ihre ursprüng­li­chen Stand­or­te. Damit betont das Denk­mal den Bezug zu urba­nen Strukturen.

Auf den Schil­dern ist der Name „Mann“ stets prä­sent. Sie ver­ra­ten eini­ges über die Domi­nanz des Fami­li­en­na­mens gegen­über den Vor­na­men: So wird z.B. „Elis. Mann – Bor­ge­se“ abge­kürzt; dabei ist gera­de Eli­sa­beth sehr eigen­stän­dig, als Mee­res­bio­lo­gin und Grün­dungs­mit­glied des Club of Rome. Für Katia Mann, nach der bis­her kei­ne Stra­ße benannt ist, wird ein neu­es Schild geschaf­fen. Dies macht „Frau Tho­mas Mann“ stär­ker im Bezug zur Stadt sicht­bar, war sie doch gebür­ti­ge Münch­ne­rin und ent­stamm­te der jüdi­schen Fami­lie Pringsheim, die, wie die Manns, ihren Besitz ver­lo­ren und emi­grie­ren muss­ten. Die Benen­nung im Denk­mal nimmt vor­weg, was eigent­lich ein lang­wie­ri­ger Pro­zess wäre. Die­se Mischung von Rea­li­tät und Fik­ti­on ist auch Ver­weis auf lite­ra­ri­sche Ver­fah­ren, wie sie Tho­mas oder auch Klaus Mann praktizierten.

Die Benen­nungs­ta­feln wer­den zusam­men mit Stra­ßen­leuch­ten auf­ge­stellt. Dies ent­spricht zum einen der an vie­len Orten vor­ge­fun­de­nen Situa­ti­on: der Lam­pen­mast dient als Befes­ti­gung für Schil­der. Das Denk­mal beleuch­tet sich damit selbst. Zum andern bil­den die Lam­pen objekt­haf­te, skulp­tu­ra­le Ele­men­te. In ihrer Gestal­tung ver­schie­den, ver­wei­sen sie auf ihren Her­kunfts­ort, wei­ter auf unter­schied­li­che Zeit­ebe­nen zwi­schen His­to­ris­mus und Gegenwart.

Am Sal­va­tor­platz brin­gen die Leuch­ten durch ihre Häu­fung, Anord­nung und Unter­schied­lich­keit ein Moment des Frem­den und der Irri­ta­ti­on in den Stadt­raum. Sie set­zen ein weit­hin wahr­nehm­ba­res Zei­chen, erzeu­gen ein Bild, das sich beim Umschrei­ten aus mehr­fa­chen Per­spek­ti­ven betrach­ten lässt und sich stets verändert.

Leuch­ten – Bezug zum Sal­va­tor­platz und zur Fami­lie Mann 

Die Leuch­ten sind aber auch näher auf die räum­li­che Situa­ti­on des Sal­va­tor­plat­zes bezo­gen. Das Denk­mal hellt den Platz auf und akzen­tu­iert ihn. Der Mas­si­vi­tät und Dun­kel­heit der Gara­ge und der his­to­ri­schen Schwe­re und dem Pathos der Archi­tek­tur begeg­net es mit Leich­tig­keit und Licht. Es fügt sich in das vor­han­de­ne Ensem­ble ein, indem es sich in die Höhe erstreckt, lässt den Boden für eine tem­po­rä­re Nut­zung durch das Lite­ra­tur­haus (z.B. Lie­ge­stüh­le) weit­ge­hend frei, lie­fert eine Beleuch­tung mit. In der Durch­gang­si­tua­ti­on des Plat­zes schafft das Denk­mal einen Hal­te­punkt. Die Ele­men­te Schrift, Lesen, Licht (sie­he auch die Asso­zia­ti­on mit Schreib­tisch- und Lese­leuch­ten) kom­men zusam­men. Schrift taucht auf, in Form der Stra­ßen­na­men, jedoch sind es bewusst kei­ne Zita­te aus lite­ra­ri­schen Werken.

Dar­über hin­aus haben die Leuch­ten inhalt­li­chen Bezug: Der bekann­te Satz „Mün­chen leuch­te­te“, mit dem  Tho­mas Manns Erzäh­lung Gla­di­us Dei (1902) beginnt, ver­bin­det die Fami­lie mit der Stadt. Das Zitat, das ger­ne für Mün­chens kul­tu­rell-lite­ra­ri­sche Bedeu­tung in Anspruch genom­men wird, ist bezo­gen auf etwas Kon­kret-Urba­nes wie Straßenlaternen.

Dadurch, dass vie­le der Leuch­ten eben nicht aus Mün­chen stam­men, geht das Denk­mal über das Zitat hin­aus. Die aus­strah­len­de Wir­kung der Fami­lie Mann ist im Medi­um ‚Licht’ ver­sinn­bild­licht; Die meta­pho­ri­sche Bezeich­nung einer her­aus­ra­gen­den Per­sön­lich­keit als „Leuch­te“, „Leucht­turm“ schwingt dabei mit. Als Ori­en­tie­rungs­punk­te kön­nen die Manns, mit Tho­mas, vor allem aber Klaus und Eri­ka, in ihrer auf­rech­ten poli­ti­schen Hal­tung durch­aus gel­ten, auch im Bezug auf öffent­li­ches Enga­ge­ment, sie­he etwa von Eli­sa­beth zum Schutz der Mee­re. Die Ver­wen­dung von Licht ver­weist auf phy­si­ka­li­sche Wel­len, Schwin­gun­gen und Über­tra­gungs­pro­zes­se. Lam­pen und Schil­der tre­ten durch ihre unter­schied­li­che Bau­wei­se und Licht­tem­pe­ra­tur unter­ein­an­der in einen Dia­log; die Hete­ro­ge­ni­tät der Fami­lie bei gleich­zei­ti­gen Bezü­gen wird dabei deut­lich. Auch wenn es bereits künst­le­ri­sche Arbei­ten mit Stra­ßen­leuch­ten gibt, so ist der inhalt­li­che Bezug und Zusam­men­hang jedoch davon ver­schie­den, gera­de in der Kom­bi­na­ti­on mit den Namen, die sie beleuchten.

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