27.–28.1 — Jour­nal ‑COM­BO, Seces­si­on, Antikensammlung

27.1., Mon­tag

Träu­me: In einem Lese­saal; an den Wän­den Tische. An den Tisch­kan­ten ange­klebt­Zet­tel, nied­rig, so dass man sich hnkau­ern muss, um sie zu lesen. Dar­auf Wochen­plä­ne, auf denen die Anwe­sen­heit der Benut­zer ein­ge­tra­gen ist. Nur dann ist eine Benut­zung erlaubt, darf man Bücher län­ger als eini­ge Stun­den hier able­gen. Als ich vor­bei­ge­he, spricht mich ein jun­ge Ita­lie­ne­rin dar­auf an, fragt, wie das funk­tio­nie­re. Bin stolz, ihr das erklä­ren zu können.

In einem fran­zö­si­schem Zug/Métro. Män­ner mit har­ten Gesich­tern stei­gen ein, for­dern auf, die Bil­lets vor­zu­zei­gen. Habe keins, pein­lich. Mit ande­ren Pas­sa­gie­ren gibt es ein Hand­ge­men­ge, das nut­ze ich, um beim nächs­ten Halt hin­aus­zu­sprin­gen. Direkt neben der Tür ist ein Trep­pen­haus mit Fahr­stuhl. Hin­ein und nach unten. Stei­ge aus und flie­he, klet­te­re über die Trep­pen­ge­län­der, die sich um den Fahr­stuhl schlin­gen, wei­ter hinunter.

In ein WC, das groß und mit dunk­lem Holz getä­felt ist. Es gibt Podes­te an den Wän­den,  als Sitz- und Abla­ge­mög­lich­kei­ten. Aus mei­nem Ruck­sack ist ein wei­ßes T‑Shirt auf den Boden gefal­len. Las­se mich auf einer Bank nie­der und ord­ne mein Gepäck. Sehr schön, fast wohn­lich hier. Sage das zu einer Beglei­te­rin. Beim Ver­las­sen sehen wir neben der Tür ein Namens­schild: Ein fran­zö­si­scher Beam­ter hat sei­ne Woh­nung für die Dau­er von Bau­ar­bei­ten zur Ver­fü­gung gestellt.

CD von Igor Levitt mit Bach-Chora­len, tran­skri­biert für Kla­vier von Fre­der­i­co Buso­ni. Recher­chie­re nach der Melo­die des ers­ten, Komm, Gott Schöp­fer, Hei­li­ger Geist. Jetzt erst ver­ste­he ich, wo die­se Melo­die im Stück auf­taucht – in den lan­gen Noten der Ober bzw. Unter­stim­me. Und nichts ist dem Zufall über­las­sen: Die Trio­len bezie­hen sich auf die Drei­fal­tig­keit …https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​o​H​F​P​J​k​x​n​-g4

28.1., Diens­tag

Eröff­nung in der Anti­ken­samm­lung. Vol­les Haus, vie­le aus der Seces­si­on oder ihrem Umfeld. Tref­fe aber auch Danie­la Coma­ni, die ich für den Künst­ler­bund vor­ge­schla­gen hat­te, und die aus Ber­lin gekom­men ist;Albert Weis, der die Aus­stel­lung mit aus­ge­dacht und ange­lei­ert, sich um För­de­rung geküm­mert hat, anfangs auch mit aus­stel­len soll­te, dann aber wegen sei­ner gleich­zei­ti­gen Mit­glied­schaft im Vor­stand des Künst­ler­bunds und in einer Jury für För­der­mit­tel sei­ne Teil­nah­me zurück­ge­zo­gen hat­te, aus „poli­ti­schen“ Grün­den. Bei einer sol­chen Aus­stel­lung mit zwei doch sehr unter­schied­li­chen Ver­ei­nen geht es eben auch um Poli­tik. Die Grund­idee sehr gut: Künst­ler­ver­bän­de näher zusam­men­zu­brin­gen, sicht­ba­rer zu machen, unter Ver­weis auf eine gemein­sa­me Aus­stel­lung, vor 120 Jah­ren, am sel­ben Ort wie heu­te.
Wenn ich auch nur in der vorschlagende/auswählenden Jury war, so wer­de ich doch auch mit für die Kura­ti­on ver­ant­wort­lich gemacht und dar­auf ange­spro­chen – was dann doch zuviel der Ehre ist. So soll ich z.B. Aus­kunft dar­über geben, ob das mar­morblank glän­zend polier­te Ei von Karin San­der wirk­lich roh ist, wie im Schild ange­ge­ben … Sie selbst ist lei­der nicht da. Tref­fe Ste­fan Wisch­new­s­ki, der sich ganz begeis­tert zeigt über die Aus­stel­lung. Freut mich. 

Timm Ulrichs ist auch da, inzwi­schen fast 85. Von ihm die Moti­ve der Ban­ner am Gebäu­de – zwei Figu­ren, Abfor­mun­gen sei­nes eige­nen nack­ten Kör­pers, jeweils die unte­re oder obe­re Kör­per­hälf­te „ein­ge­haust“, durch einen Kubus abge­deckt. Gute Arbeit, die auch zum The­ma Figu­ra­ti­on – Anti­ke passt.
Er selbst sieht etwas lädiert aus, blaue Fle­cken im Gesicht; von einem Sturz am Bahn­gleis, wie ich erfah­re. Doch geis­tig rege wie eh und je. Inter­es­siert und gründ­lich sieht er sich die Aus­stel­lung an – und besteht auf der Aus­hän­di­gung des Kata­logs – den er sich auch gleich in den Roll­kof­fer packt.

Schö­ne Objek­te von Karen Pon­top­pi­dan, aus Sil­ber­blech; ein Bügel­eisen, Nudel­holz, Fleisch­klop­fer – in einer Vitri­ne mit Sta­tu­et­ten der Sezes­si­ons­zeit, Nixen etc.,  schön in der Anspie­lung auf Weib­lich­keit und Ste­reo­ty­pen. Gut gehängt und dis­po­niert und mit­ein­an­der in Bezie­hung gesetzt alles, das kann Johan­nes Mug­gen­tha­ler einfach.

Von der Anti­ken­samm­lung wird gegen vier­tel nach neun lang­sam das Ende der Ver­an­stal­tung ein­ge­läu­tet, in wahrs­tem Sin­ne des Wor­tes, mit einem Gong, mit dem Mit­ar­bei­ter durch die Räu­me gehen. Und dann wird auch schon mit dem Wischen ange­fan­gen; die lang­sa­me, schwin­gen­de Bewe­gung des Wisch­mops am Boden, um die Kunst­wer­ke herum.

Aus dem Gebäu­de hin­aus auf den Königs­platz, die Bri­en­ner­str. Hin­un­ter. In die Pfäl­zer Wein­stu­be, end­lich etwas essen – die Brot- und Käse­häpp­chen waren schnell aus. Net­te Grup­pe, mit Danie­la, Anto­nio Gui­di, Karen Irm­er, Patri­cia Wich. Am Tisch auch Tan­ja Fen­der, mit der ich mich, wie sie sich erin­nert, ein­mal auf Rus­sisch unter­hal­ten hat­te – so kommt das Gespräch auf Russ­land, den Krie­ge gegen die Ukrai­ne etc. Sie merkt an, dass selbst die Pro­pa­gan­da in Russ­land nicht mehr das sei, was sie ein­mal war, die Spra­che verroht.

Danie­la Coma­ni berich­tet von ihren Ber­lin-Erfah­run­gen – gera­de als sie nach dem Stu­di­um in Bolo­gna dort war, geschah der Mau­er­fall – und dann war es so inter­es­sant, dass es kei­nen Grund mehr gab weg­zu­ge­hen. Schon benei­dens­wert, das aus nächs­ter Nähe mit­zu­be­kom­men. Sie ist 10 Jah­re älter als ich, hat auch nächs­te Woche Geburts­tag, am 3.2. …

17.–26.1.25 Jour­nal — Post­kar­ten, Wackel­kon­takt, Denk­mal­schutz — und Surrealismus

17.1., Frei­tag

Die Post­kar­ten des Art-Card-Pro­jekts mit dem Motiv „Pho­to­gra­phie“ aus Öster­reich kom­men, in einem schö­nen Paket. Foto­gra­fie­re das wiederum.

Lese (auf Twit­ter), dass David Lynch ver­stor­ben ist. Vie­le Refe­ren­zen auf Insta­gram. Eine von Danie­la Coma­ni, die „Wild at Heart“ emp­fiehlt. https://m.ok.ru/video/944502278681

Die Bil­der vom Feu­er pas­sen auf selt­sa­me Wei­se zu den Brän­den in Los Angeles.

Abends seit lan­gem wie­der zum Sport. Kraft- und Beweg­lich­keits­trai­ning mit Hadi aus Afgha­ni­stan. Sei­ne mit Adern sicht­bar durch­zo­ge­nen Unter­schen­kel sind nei­derwe­ckend. Es tut gut. Und freue mich, als Paul bei einer Übung meint, ich hät­te wohl zuhau­se geübt.

18.1., Sams­tag

Abends Super­man-Film. E. hat das vor­ge­schla­gen, in Bann des bevor­ste­hen­den Amts­an­tritts von Donald Trump, der schon als einer der Vil­lains beschrie­ben wur­de (Lex Luthor?), gegen die nur noch ein Super­held hel­fen kann. Wir sehen den ers­ten, aus den 1970ern, der laut eines Ran­kings im Inter­net immer noch der bes­te sein soll.
Sehr büh­nen­ar­tig-thea­tra­lisch der Beginn, medi­al nicht unin­ter­es­sant mit einer Staf­fe­lung der Ebe­nen: Eine Lein­wand tut sich auf, hin­ter der ein Kino­bild­schirm sicht­bar wird – auf dem ein Comic aus den 1930er-Jah­ren pro­ji­ziert ist, in den die Kame­ra ein­taucht. Dann lan­ge Welt­raum-Sequen­zen, wie aus Raum­schiff Enter­pri­se, in die Title-Shots mit Namen ein­ge­baut sind, die sich wie Raum­schif­fe bewe­gen. Das Welt­all als Fas­zi­na­ti­on, als Bedro­hung und Hoff­nung in den 70er Jah­ren.
Erin­ne­re mich an ein­zel­ne Sze­nen, die ich schon ein­mal gese­hen haben muss. Aber der brei­te, epi­sche Ein­stieg auf Kryp­ton, mit Mar­lon Bran­do als dem Vater – dar­an kann ich mich nicht mehr erin­nern. Die Geschich­te eigent­lich völ­lig absurd, ein moder­nes Mär­chen eben. Von einem der aus­zog, das Fürch­ten zu ler­nen fällt mir ein, oder auch Par­si­fal: ein gut­mü­ti­ger, nicht all­zu hel­ler Held mit Kräf­ten, die er erst noch ken­nen­ler­nen muss, ver­lässt sei­ne Eltern, zieht in die Welt hin­aus, um sein Glück zu fin­den, begeg­net frem­den Rit­tern, Zauberern.

19.1., Sonn­tag

Bereits im Bett Gedan­ken an Archiv-Aus­stel­lung, und wie das Pro­blem des Umgangs mit dem Mate­ri­al zu lösen ist. Dabei heu­te hel­ler Sonnenschein.

Rei­ni­ge mei­ne ange­schlos­se­ne Tas­ta­tur, dre­he sie um und schütt­le sie aus. Erstaun­lich, was da alles zum Vor­schein kommt, Schup­pen, Haa­re, Staub. Ver­brin­ge schon sehr viel Zeit hier, mit ihr, viel­leicht zu viel. Foto­gra­fie­re die Haa­re, den Staub.

Am Pres­se­text für die Archiv-Aus­stel­lung. For­mu­lie­re ihn ziem­lich all­ge­mein, erwäh­ne aber die „Bit­te nicht berüh­ren!“ Schil­der. Schi­cke ihn ab und bin recht zufrie­den damit.
Damit ist aller­dings noch nicht das Pro­blem gelöst, wel­cher Schwer­punkt beim Heft zu wäh­len sei. Es gibt ein­fach zu vie­les, was im Archiv inter­es­sant ist, stän­dig macht man neue Ent­de­ckun­gen. Des­halb auch der Gedan­ke mit meh­re­ren sepa­ra­ten Hef­ten.
Man könn­te meh­re­re Kapi­tel anle­gen, die Seri­en hin­ter­ein­an­der­schal­ten. Und/oder Text über die Bil­der legen, collagieren.

Begin­ne den neu­en Roman von Wolf Haas, „Wackel­kon­takt“. Raf­fi­nier­te Kon­struk­ti­on, Ver­fah­ren der Spie­ge­lung, zwei Per­so­nen lesen abwech­selnd in Büchern, in denen die Geschich­te des jeweils ande­ren vor­kommt. Erin­nert etwas an Paul Aus­ter; aber ein­fa­cher, selbst­ver­ständ­li­cher. Spiel mit Sprach- und Dia­lekt­ebe­nen: der eine ein Ita­lie­ner, der Deutsch von einem Knast­bru­der gelernt hat und ent­spre­chend def­tig sich ausdrückt.

Elek­trik: Ver­su­che, die Loop-Anten­ne an der Hifi-Anla­ge aus­zu­rich­ten, um Emp­fang zu bekom­men. Nach eini­gem Her­um­pro­bie­ren gelingt es, das Her­um­wi­ckeln der dün­nen Lei­tung um den Kunst­stoff­ring ver­bes­sert die Lage.

20.1., Mon­tag

Traum: Es ist Krieg; Ver­su­che ein Gebäu­de gegen einen Angriff vor­zu­be­rei­ten, die bes­ten Posi­tio­nen für Geschüt­ze zu fin­den. Gebe Anwei­sun­gen: Hier, vor die­ses Fens­ter-Erker, das nach drei Sei­ten öff­net, ein Maschi­nen­ge­wehr. Von hier aus hat man einen guten Blick in die Stra­ße. Wei­ter hin­ten ein glä­sern-metal­lisch schim­mern­des Hoch­haus. Dort wäre eine Stel­lung eben­falls gut – aber ein Pan­zer, so wen­det einer in Uni­form ein, hät­te leich­tes Spiel mit dem frei­ste­hen­den Gebäu­de.
Wir durch­su­chen das Haus nach Brauch­ba­rem, tra­gen Metall­tei­le zusammen.

R. schreibt mir auf mei­nen Vor­schlag zurück: Er fin­det die Bil­der am Trep­pen­auf­gang doch am bes­ten, kann mit den bekleb­ten Trep­pen­stu­fen nicht so viel anfan­gen. Hat­te mir das schon gedacht. Jetzt ist es wenigs­tens klar.

Wie­der­um Gedan­ken an das Archiv. Das Heft könn­te als Gang in und durch das Archiv auf­ge­baut sein: Kel­ler­gän­ge, Ein­gang, „Estab­li­shing shot“ in den Haupt­gang, dann die Rega­le, Her­an­zoo­men auf Details. Als letz­tes Bild „Not­aus­gang“.
Noch eine Idee taucht auf: die Bil­der könn­te ich mit Tex­ten aus dem Tage­buch über­la­gern, die sich mit dem Archiv beschäf­ti­gen…. Sozu­sa­gen die Ver­schrän­kung von zwei Archi­ven: mei­nem eige­nen und das dem des Künstlerverbundes.

Sehe mir im Guar­di­an Aus­schnit­te aus der Inau­gu­ra­tio­nal Speech von Trump an. Ein Groß­spre­cher! The Gol­den Age of Ame­ri­ca beg­ins right now! From this day for­ward, our coun­try will flou­rish and will be respec­ted again. We will be the envy of every nati­on …“
Und im Anschluss Dut­zen­de von Dekre­ten, Aus­tritt aus dem Kli­ma­ab­kom­men, aus der WHO, Stopp von Zah­lun­gen für Län­der wie die Ukrai­ne … Das lässt alles nichts Gutes hof­fen, das aus­zu­sit­zen zu kön­nen, sich irgend­wie damit arran­gie­ren zu kön­nen, die­se Hof­fung war trügerisch.

22.1. Mitt­woch

Lese spät­abends „Wackel­kon­takt“ von Haas fer­tig. Wirk­lich ein page­tur­ner. Mit wel­cher Leich­tig­keit er die kom­pli­zier­te Spie­gel-Kon­struk­ti­on des Romans hand­habt – fan­tas­tisch. Da ist der Rezen­si­on in der ZEIT nur zuzustimmen. 

23.1. Don­ners­tag

End­lich Brief von der Unte­ren Denk­mal­be­hör­de im Brief­kas­ten: Die Geneh­mi­gung für die Arbei­ten am Sal­va­tor­platz ist da. Aller­dings in Form einer lan­gen Auf­lis­tung von archäo­lo­gi­schen Auf­la­gen. Immer­hin ist, wie schon im Mai ange­spro­chen, eine Umpla­nung mit fla­che­rem Fun­da­ment als Lösung aufgeführt.

Wer­de ganz ner­vös, da es jetzt wei­ter­geht, wei­ter­ge­hen muss. Doch die tech­ni­schen und orga­ni­sa­to­ri­schen Pro­ble­me wer­den nicht gering sein; eine Abwick­lung durch die Stadt wäre mir am liebs­ten – ob die sich dar­auf ein­las­sen wer­den? Schrei­be ans Kul­tur­re­fe­rat. Die Ant­wort sehr nett und opti­mis­tisch wie immer; und Zusa­ge der Kos­ten­über­nah­me für die Umpla­nung. doch deren Orga­ni­sa­ti­on und die wei­te­re Aus­füh­rung wird wei­ter bei mir lie­gen, wegen des Gene­ral­un­ter­neh­mer­ver­trags. Habe ich mir schon gedacht.

Eröff­nung in der Arto­thek Mün­chen. Alix Stadt­bäu­mer und Chris­ti­an Engel­mann: Uhl­fel­der. Skulp­tu­ral gebau­te Trep­pe, in eine Raum­ecke gelehnt, die sich auf die Roll­trep­pe im Kauf­haus Uhl­fel­der bezieht, das im sel­ben Gebäu­de bis in die 1930er Jah­re existierte.

Vie­le Leu­te, eigent­lich eine Art Jahresempfang.

24.1. Frei­tag

Wei­te­re Mails im Zusam­men­hang mit dem Denk­mal; dann an den Tex­ten für das beglei­ten­de Buch; Das Inter­view mit Jörg Schel­ler ist von Cour­ten­ay Smith eng­lisch lek­to­riert, das Inter­view zwi­schen Flo­ri­an Matz­ner und mir steht als nächs­tes an. 

Post­kar­ten-Idee zur Fra­ge der Gale­rie Dr. Juli­us: What keeps you going? Danie­la Coma­ni hat­te mich dar­auf hin­ge­wie­sen. Ant­wort mit einem Bild?: Füße oder Wanderstecken?

Abends Trai­ning. Neh­me „Zazi dans le mét­ro“ mit, habe rich­tig Lust dar­auf, fran­zö­sisch zu lesen; und dann in der U‑Bahn… auch wenn es nur weni­ge Sta­tio­nen sind.
Gutes Joga, mit kla­rer Anleitung.

25.1. Sams­tag

Traum: In einer leicht ber­gi­gen Gegend. Sehe von oben zwei lan­ge Sat­tel­zü­ge den Berg her­auf­kom­men. Ich (mit E.) soll sie über­neh­men und fah­ren. Setz­te mich ans Steu­er, hoch oben, suche nach dem Sicher­heits­gurt; das Fahr­zeug rollt schon, berg­ab. Suche nach dem Brems­pe­dal, fin­de es nicht. Die Fahrt wird immer schnel­ler. Ich soll auch wen­den. Fin­de einen Gurt, an dem ich mit bei­den Hän­den zie­he – die Brem­se. Nach rechts in eine lan­ge Ein­fahrt, immer noch mit hoher Geschwin­dig­keit. Kom­me dann aber zum Ste­hen, das Wen­de­ma­nö­ver gelingt.

Durch ein Trep­pen­haus zu einer Rezep­ti­on. Ich wer­de gefragt, ob ich Fil­me per LKW oder per Rad aus­lie­fern wol­le. Es sind VHS-Kas­set­ten, die Cover bunt, aus den 60er-70er Jah­ren, manch­mal erotisch.

In die Anti­ken­samm­lung, wo am Diens­tag die Eröff­nung der Aus­stel­lung COM­BO statt­fin­den wird, für die ich in einer Jury Künst­ler vor­schla­gen konnte. 

Ins Len­bach­haus, Mün­chen. Instal­la­ti­on von Rose­ma­rie Trockel und Thea Djord­jad­ze. Dun­kel, Fädensträn­ge sind durch den Raum gezo­gen, Leucht­buch­sta­ben. Dort hockt eine Frau auf einem Schau­kel­stuhl und starrt ins Lee­re. Ein Sockel-Becken mit einer Flüs­sig­keit, dar­auf schnur­be­spann­te Bil­der und Male­rei, die an Kunst der 60er/70er Jah­re erin­nert. Atmo­sphä­risch gelun­gen, ohne dass man das alles logisch zusam­men­be­kä­me — muss man ja auch nicht. For­mal schon stim­mig. Dass es Refe­ren­zen auf Rim­baud geben soll und sein Kon­zept von Schön­heit — das erscheint mir aber etwas auf­ge­setzt und im Nach­hin­ein konstruiert. 

Sur­rea­lis­mus-Aus­stel­lung im Kunst­bau. Gefällt mir ins­ge­samt sehr gut, wenn ich auch nicht alles auf­neh­men kann. Sehr mate­ri­al­reich; Zei­tungs­aus­schnit­te, Mani­fes­te von Bre­ton etc. auf Fran­zö­sisch. Vie­les wuss­te ich so noch nicht; wer etwa noch alles an Bord des Schif­fes war, mit dem Clau­de Levi-Strauss nach Süd­ame­ri­ka fuhr. Erin­ne­re mich an sei­ne Beschrei­bung eines Son­nen­un­ter­gangs, von Wol­ken, sehr genau und dabei poe­tisch. Als Fahrt ins Exil habe ich das dabei nicht pri­mär gele­sen, eher als Forschungsreise. 

End­lich Bei­trag für Dr. Juli­us, eine Post­kar­te zum The­ma „What keeps you going?“. Ver­wen­de die Nach­rich­ten über Glo­bal Ran­king-Ver­bes­se­run­gen, Spiel mit der Eitel­keit als Moti­va­ti­on fürs Wei­ter­ma­chen. Suche län­ger nach den Aus­dru­cken, in Ord­nern, Schach­teln. Es ist schon sehr viel Mate­ri­al hier verteilt.

26.1. Sonn­tag

Traum, mit viel Gewalt: In einer gro­ßen Hal­le fin­den Wett­kämp­fe zwi­schen Künst­lern statt. Das Regle­ment sieht ein Duell mit Dart­pfei­len vor, die abwech­selnd auf­ein­an­der gewor­fen wer­den. Vie­le sit­zen apa­thisch auf dem Boden, star­ren in ihre Smart­phones oder Lap­tops. Die Teil­nah­me ist aller­dings ver­pflich­tend. In mir steigt Wut auf – muss ich da wirk­lich mit­ma­chen? Wie leicht kann ich in der Brust getrof­fen werden.

Beim Auf­räu­men fal­len mir Bücher in die Hän­de, ande­re suche ich.

Suche nach Büchern, „The Tra­cker“ von Tom Brown, das irgend­wo im Regal sein muss. Fin­de statt des­sen eini­ges ande­re, etwa „Der Wel­len­rei­ter“ von Dirk Knipp­hals, in das ich hin­ten Sät­ze der Haupt­per­son „Albert“ notiert hatte.

Wei­ter in „Zazie dans le mét­ro“. Zazie büxt aus, lässt sich von einem Her­ren auf dem Floh­markt eine Jeans kau­fen, reißt damit aus…. Macht Spaß, und ich kann eini­ger­ma­ßen fol­gen, wenn ich nicht jedes Wort ver­ste­hen will. Suche im Inter­net nach einer Auf­lö­sung des ers­ten, pho­ne­tisch geschrie­be­nen Wor­tes – „Dou­ki­pudon­kt­an…“ und fin­de sie: D’ou qui pudent tant.
Die­sen Ein­tra­ge schrei­be ich spät, und er wird recht lang — immer­hin eine Woche. 

13.–16.1. — Jour­nal, Paris

13.1.25, Mon­tag, Paris

Ber­lin-Mann­heim. Selt­sa­mer Traum, der so gar nichts mit der Situa­ti­on im Zug zu tun hat: kaue­re mit ande­ren in einer Höh­le, wir sin­gen ein Lied mit schö­ner, ver­trau­ter Melo­die zur Gitar­re  „Und am Abend zie­hen Gauk­ler durch den Wald …. Weht der Wind mild und leis ….“

Die Nacht ziem­lich hart: Unru­he (Leu­te tele­fo­nie­ren, unter­hal­ten sich) trotz der spä­ten Stun­de, dann die dau­ern­den Hal­te und Durch­sa­gen (Stend­al, Han­no­ver, Göt­tin­gen (3 Uhr!), Frank­furt, Mann­heim), der Kampf mit den Sit­zen und dem Krib­beln in den Bei­nen, das erst bes­ser wird, als ich mich auf einem Vie­rer­sitz aus­brei­te, die Füße hoch­le­gen kann; die Anspan­nung und der häu­fi­ge Blick aufs Smart­phone, ob der Anschluss in Mann­heim gegen 7 Uhr  erreicht wird… Wird er, doch ste­he ich auf dem zugi­gen Bahn­steig. Jetzt geht es flot­ter, auf der TGV-Tras­se kann der ICE sei­ne Geschwin­dig­keit ausfahren.

Gegen 10 Uhr Ankunft. War lan­ge nicht mehr hier, zuletzt vor gut 10 Jah­ren, 2013? Und schon wie­der begeis­tert, als sich die glas­ge­deck­ten Stre­ben über mir wöl­ben: das ist ein Bahn­hof! – nicht die ewi­gen Bau­stel­len und Nach­kriegs­kon­struk­tio­nen in Deutsch­land. Dage­gen die Stren­ge des Sys­tems öffent­li­cher Ver­kehrs­mit­tel. Gar nicht so ein­fach, sich eine Fahr­kar­te für die Metro zu besor­gen. Durch Gän­ge und Tun­nels, wesent­lich aus­ge­dehn­ter als in Berlin.

Unter­kunft Nähe Sully/Morland, im Peo­p­le Marais. Dort im 7. Stock, mit guter Aus­sicht auf die Umge­bung und weit in die Stadt. Das Zim­mer mini­ma­lis­tisch, mit Anklän­gen an die 60er Jah­re, Le Cor­bu­si­er etc, Decke Sicht­be­ton, Boden dunk­ler Estrich.

Tref­fe in einem Café am Place d’Étoile Chris­ti­ne Demi­as, die ich von “Calen­dar 2025” im ein​Buch​.haus her ken­ne, wo sie den März gestal­tet hat, und auf den Call mit einem wei­te­ren geant­wor­tet hat, zu einer Aus­stel­lung, und die Ein­la­dung dazu als Bei­trag abge­druckt. und die ein Über Buch­pro­jek­te, und über das ABC (Artist’s Books Coope­ra­ti­ve), eine Grup­pe von Leu­ten, die gemein­sam auf Mes­sen etc. auf­tre­ten. Da könn­te ich mich bewerben/beitreten. Über Gale­rien und Buch­lä­den, sie emp­fiehlt Ivon Lambert.

E. kommt an. Gang am Sei­ne-Ufer. Sehe bei den Buch­stän­den einen Bla­ke & Mor­ti­mer-Comic, den ich noch nicht habe, „Les 3 for­mu­les du Prof. Sato“, der letz­te, den Jacobs noch selbst gezeich­net hat. Kau­fe ihn. Fühlt sich gut an, ein Buch gleich nach der Ankunft erwor­ben zu haben.

Nôt­re Dame, vor kur­zem wie­der­eröff­net. Auf dem Bau­zaun Dar­stel­lung der ver­schie­de­nen Gewer­ke, die Repa­ra­tur des Dach­stuhls, die Stein­metz­ar­bei­ten. Als wir hin­ein­ge­hen und ich das neue Gewöl­be sehe, bin ich so bewegt, dass es mich selbst über­rascht, habe Trä­nen in den Augen. Den­ke an die Feu­er­wehr­leu­te, die beim Brand 2019 ums Leben gekom­men sind, die Bil­der von der Ver­wüs­tung, vom ein­ge­stürz­ten Gewöl­be der Vie­rung. Und jetzt die­se Leis­tung, etwas wie­der heil zu machen – unab­hän­gig vom Glau­ben. Dass eine Gesell­schaft so etwas noch zu Stan­de bringt, in nur fünf Jahren.

Ins Cent­re Pom­pi­dou. Heu­te letz­ter Tag der Sur­rea­lis­ten-Aus­stel­lung, zu voll. Aber die stän­di­ge Samm­lung ist auch beein­dru­ckend, und es gibt vie­les, das ich nicht ken­ne bzw. mich nicht erin­nern kann, dass ich es schon ein­mal gese­hen hät­te: Eine gro­ße Instal­la­ti­on von Beuys, ein Raum mit Filz­rol­len an den Wän­den, iso­liert, Geräu­sche gedämpft, in der Mit­te ein Flü­gel. Schif­fe von Anselm Kie­fer, als Objek­te beein­dru­ckend, die Kom­bi­na­ti­on mit Schrift/Zitaten bzw. Daten der Welt­ge­schich­te (See­schlach­ten) lädt sie zu stark mit Bedeu­tung auf.
Aber auch bei der Male­rei eini­ges zu ent­de­cken: Bil­der von Derain, 2 Boo­te, dia­go­nal ins Bild gesetzt und ange­schnit­ten; inter­es­sant-rät­sel­haf­te Titel, fast lite­ra­risch: “L’hom­me indif­fe­rent” von Geor­ges Rib­e­mont, erin­nert an Musils “Mann ohne Eigen­schaf­ten”. Pica­bia — wuss­te nicht mehr, dass der auch sehr gut malen konn­te. Geor­ges Renault mit sei­nen dunk­len, schwarz umris­se­nen Figu­ren. Duch­amp nicht nur mit einer schwe­ben­den Schnee­schau­fel, die so auf­ge­hängt eine beson­de­re Prä­senz bekommt, an ein Flug­zeug oder auch ein Fall­bei erin­nert, son­dern auch mit einer schö­nen, fili­gra­nen auf­wen­di­gen Metall-Glas-Arbeit, er hat eben nicht nur Rea­dy­ma­des gemacht. Klee, Male­ri­sche Pla­kat-Abreiß­ar­bei­ten von Ray­mond Hains …

Gegen 9 schließt das Haus; zu den Schließ­fä­chern, die als Design-Glas­ku­ben gestal­tet sind und je nach Bele­gung rot oder grün leuch­ten; sind etwas war­tungs­in­ten­siv, vie­le sind außer Betrieb, leuch­ten gar nicht; Über­haupt scheint es nicht ein­fach, so ein gro­ßes Haus, so eine gro­ße Maschi­ne am Lau­fen zu hal­ten.

Rich­tung Sei­ne, Rue de Temp­le. Neu­gie­rig, was sich hin­ter “temp­le” ver­birgt: eine evang. Kir­che; Im Café Sul­ly Imbiss.

14.1., Diens­tag

Zum Louvre/Palais Roya­le, wo E. in der Nähe, am INHA in der Rue Col­bert, das Semi­nar hat. Gang durch Innen­hö­fe. Instal­la­ti­on von Dani­el Buren mit Säu­len in ver­schie­de­nen Höhen und mit Gän­gen auf zwei Ebe­ne, erschließt sich mir nicht gleich. In der Biblio­te­que Natio­na­le. Der legen­dä­re ova­le Lese­saal mit dem Glas­dach — als für alle offe­ner Saal ein­ge­rich­tet, mit einem “Best of” in den Rega­len, zu Kunst, Thea­ter, Film — und einem ein­fas­sen­den Kreis von Ban­des Des­si­nées. Als Bücher/Medien, mit denen sich in Frank­reich fast alle iden­ti­fi­zie­ren kön­nen.
Der Saal Lab­rous­te dage­gen als spe­zia­li­sier­ter Lese­saal für Kunst­his­to­ri­ker. Hier hat u.a. Ben­ja­min gear­bei­tet. Immer­hin kann man als Besu­cher ein­tre­ten und sich die mit Pflan­zen und Blät­tern aus­ge­mal­ten Gewöl­be ansehen. 

Am spä­ten Nach­mit­tag, nach dem Semi­nar von E., ins Musée d’Or­say. Gute Inter­ven­tio­nen von Elmgreen/Dragset, die rea­lis­ti­sche Figu­ren in die Skulp­tu­ren- und Bil­der­samm­lung des 19. Jahr­hun­derts ein­ge­schleust haben. Ein Jun­ge kniet auf dem Boden vor den “Die Römer der Dèca­dence” und zeich­net. Hoch oben steht einer ande­rer auf einem Sprung­turm, ein wei­te­rer auf der Gale­rie, mit einem Foto­ap­pa­rat.
Van Goghs Kir­che in Oise: die­se Ent­schie­den­heit, mit der die Umris­se gezo­gen sind; hat auch etwas mit Tap­fer­keit zu tun, sich nicht Unter­krie­gen las­sen. Und dann leuch­ten die Fens­ter in Blau…

15.1. Mitt­woch

Im Musée des Arts et Métiers. Von außen mit der goti­schen Kir­che als Bestand­teil bereits viel­ver­spre­chend. Zunächst Aus­stel­lung über Car­bo­nic Foot­print bzw. Emprun­te du Car­bon. Gut gemacht, bes­ser als in Rom, wo wir ja im Museo del­la Sto­ria Natu­ra­le waren, etwa ver­gleich­bar. Doch die his­to­ri­schen Säle schon beein­dru­cken­der, mit den Sex­tan­ten, Mess­in­stru­men­ten, mit der Lavoi­sir-Maschi­ne zur Zusam­men­füh­rung von Was­ser­stoff und Sau­er­stoff, den Waagen …

Das Bes­te am Schluss : Das Fou­cault­sche Pen­del in der Égli­se St Martin.

Zu Lau­rence Dumaine Cal­le, gleich neben St Sulpi­ce. “Sacred Distancing” liegt auf ihrem Tisch, der grü­ne Punkt auf ihrer Kaf­fee­tas­se passt gut zum Sti­cker auf dem Cover. Zei­ge ihr auch “Wer ist / Chi è … Albert”.
Dann zeigt sie mir ihre Samm­lung bzw. die ihres Man­nes, die sie weiterführt. 

Da sind Inku­n­ablen, von Hans Peter Feld­mann, Bol­tan­ski, z.T. von Bob Cal­le her­aus­ge­ge­ben, Gil­bert u. Geor­ge, Sol Lewitt, Pen­no­ne etc. Aber auch neue­res, ein Buch von Sus­an Hil­ler mit Fotos von Stra­ßen­schil­dern, die auf die Prä­senz von Juden in Deutsch­land ver­wei­sen, The J.Street Pro­ject. Das passt auch zum Denkmal-Projekt. 

Zu Fuß nach St Ger­main, auf Emp­feh­lung von Lau­rence dort in eine Buch­hand­lung, die auf Künst­ler­bü­cher spe­zia­li­siert ist, in der Rue de l’ab­baye, Del­pi­re & co. Zei­ge dort “Sacred Distancing” und “Län­der­kenn­zei­chen” dem Inha­ber, Thé­o­phi­le Calot; wir ver­ein­ba­ren, dass ich Exem­pla­re vorbeibringe/schicke.

16.1. Don­ners­tag

Rück­fahrt nach Deutsch­land. Geht deut­lich bes­ser als die Hin­fahrt, da tagsüber. 

Tref­fe in der Mit­tel­hal­le im Haus der Kunst Vic­tor Stern­wei­ler, zusam­men mit Benia­mi­no Foschi­ni, der an der Thea­ter­aka­de­mie Ästhe­tik unter­rich­tet. Mit ihnen in die Aus­stel­lung von Pus­sy Riot, im Kel­ler-Unter­ge­schoss. Sehr laut, bunt, inten­siv. Gut! Hut ab vor dem Kampf gegen die Staats­macht und Polizeigewalt.

10.–13.1.25 — Journal

10.1., Mon­tag

Unru­hi­ger Schlaf, trotz der Müdig­keit: Die Trop­fen von Regen und schmel­zen­dem Schnee fal­len laut auf die ble­cher­nen Abde­ckun­gen der Fens­ter­bret­ter, und das nicht regel­mä­ßig-beru­hi­gend, son­dern enervierend. 

Vie­le wil­de Träu­me – die nach dem Auf­wa­chen aber zer­rin­nen. In einen gro­ßen lee­ren Raum fährt auf einem Roll­stuhl ein blin­der Mann, der als Hel­fer, als Ret­ter auf­tre­ten soll. Er brei­tet die Arme weit aus.

Vor­be­rei­tun­gen zur Paris­rei­se, auch sprach­lich. Ver­su­che den Leu­ten auf Fran­zö­sisch zu schrei­ben, um mich zu üben, und auch
Le matin, après, je essaye du con­tin­uer où je ai lais­sé le tra­vail le jour der­nier. Com­ment l’usage du accent aigu ou gra­ve pour moi n’est pas clair, je fais une recher­che. J’ai étu­dié l’usage – mais ça sera plus un cho­se de s’entraîner que de en savoir. 

Am Nach­mit­tag bei der Prä­sen­ta­ti­on der Künst­ler­bü­cher aus der Samm­lung Mar­zo­na mit (wie­der selbst­ver­ur­sach­ten) Hin­der­nis­sen: Den­ke zuerst, es sei im Ham­bur­ger Bahn­hof und rad­le da eilig hin doch da wis­sen sie nichts, dann schnell wei­ter zur Natio­nal­ga­le­rie, mit dem Rad durch den Tier­gar­ten, vol­ler Pfützen.

Aber lohnt sich dann: sehr inten­si­ve, kon­zen­trier­te Zeit, Micha­el Lail­ach und Kol­le­gin von der Kunst­bi­blio­thek stel­len Bücher von Hans Peter Feld­mann, Bol­tan­ski u.a. vor. Dabei sind Ideen für Bil­der­se­ri­en, die ich auch schon hat­te: etwa zer­wühl­te Bet­ten mor­gens. Also: bes­ser nach­se­hen, ob es die Idee nicht schon gibt – oder ver­su­chen, sie anders zu machen. Das Inter­view-Buch mit Hans Ulrich Obrist, bei dem er auf eine Fra­ge non­ver­bal ant­wor­tet, mit einem Bild – köst­lich. Dass Bol­tan­ski so einen fai­ble für Karl Valen­tin hat­te, auch viel Komi­sches gemacht hat, etwa die Serie mit den fake-Selbst­mor­den — wuß­te ich nicht. 

Vie­le bekann­te Gesich­ter im Publi­kum: Erik Stein­bre­cher, Ste­fan Römer, Adib Fri­cke, Knut Ebe­l­ing mit Part­ne­rin, Han­na Hen­nenk­em­per, die Pro­fes­so­rin an der Kunst­aka­de­mie Stutt­gart ist; teils muss­te ich erst die Namen wie­der hervorsuchen. 

Dann, schon ein­mal in der Natio­nal­ga­le­rie, noch in der Nan Gol­din-Aus­stel­lung. Es sind eigent­lich Fil­me, die gezeigt wer­den, bzw. Dia-Shows, mit Musik oder gespro­che­nem Kom­men­tar, z.T. Pro­jek­tio­nen auf meh­re­ren Bild­schir­men, in auf­wen­dig gebau­ten Kinosälen/Pavillons. Vor allem der über ihre Schwes­ter Bet­ty, die mit 20 Selbst­mord began­gen hat, ist schon sehr berüh­rend. Da haben man­che Zuschau­er Trä­nen in den Augen (ich eingeschlossen).

Auf dem Rück­weg in den Wed­ding noch in der Per­le­ber­ger­str. vor­bei, Aus­s­stel­lung beim Art-Lab, mit dabei: Pfel­der und Simo­ne Zaugg mit einem Video.
Kalt, auf dem Rad.

11.1. Sams­tag

Schi­cke die Vor­schlä­ge für den Bei­trag im Salon-Maga­zin end­lich an Ger­hard Thee­wen.
(Auf­schrif­ten aus dem Kel­ler in DLG, Objek­te mit Schild “Bit­te nicht berühren”). 

Nach­mit­tags Ket­te von zumeist kur­zen Stopps: zunächst zu einem Copy­shop in der Per­le­ber­ger, dann zu ep.contemporary, die dor­ti­ge Grup­pen­aus­stel­lung anse­hen, “you are invi­ted . du bist ein­ge­la­den”. Tref­fe dort den Neu­zu­gang in der Grup­pe, FD Schlem­me, der den Raum links bespielt mit Plas­ti­ken. Gutes Zusam­men­spiel, mein Ein­druck. Er ist in Ber­lin gebo­ren, wie sich im Gespräch her­aus­stellt, eine der weni­gen Per­so­nen, die ken­ne und auf die das zutrifft.
Kurz zum nahen HAUNT/frontviews, noch in einen Copy­shop am Ernst-Reu­ter-Platz, einen Aus­weis lami­nie­ren las­sen.
Zum Miss-Read-Talk im Wed­ding. Lau­fe vom Leo­pold­platz aus erst­mal eine Run­de, bis ich wie­der in die Gericht­str. fin­de. Vie­le Leu­te. Anto­nia Hirsch stellt ihre Monog­ra­hie vor, zugleich Künst­ler­buch . Da gibt es man­che gemein­sa­me Inter­es­sen, u.a. das für Indi­ces: ein auf­wen­di­ger interpretierender/kommentierender ist bewusst in die Mit­te des Buches gesetzt, neon­rot gedruckt hebt er sich auch im Schnitt als zen­tral mar­kiert ab. Ihn hat eine pro­fes­sio­nel­le Index­spe­zia­lis­tin erstellt, auf Emp­feh­lung von Den­nis Dun­can, wie ich spä­ter erfahre! 

Inter­es­sant sprach­li­che Aspek­te: das Gespräch ist auf Eng­lisch (viel­leicht des­halb auch so vie­le Teil­neh­mer?); Anto­nia führt es mit Gill Par­ting­ton, Buch­wis­sen­schaft­le­rin, die ein sehr schö­nes bri­ti­sches Eng­lisch spricht. Bei Anto­nia, die per­fekt ein amerikanisch/kanadisch gefärb­tes Eng­lisch spricht, merkt man  erst bei eini­gen deut­schen Aus­drü­cken (Nach­lass, Staf­fe­lung), dass sie kei­ne eng­li­sche Mut­ter­sprach­le­rin ist.
Jay­ne Wil­kin­son, Publi­zis­tin und Lek­to­rin, blät­tert im Buch, das per Smart­phone gefilmt und dann pro­ji­ziert wird – gute Art der Prä­sen­ta­ti­on.
Kau­fe ein Exem­plar. Danach in eine Piz­ze­ria in der Gericht­str, “Sot­to”. Mich­a­lis, Annet­te Gil­bert, Gill , Jay­ne, Anto­nia mit Part­ner. Net­te Run­de. Das fehlt mir sonst häu­fig nach Ver­an­stal­tun­gen. Auch Annet­te G. ist eine gebür­ti­ge Ber­li­ne­rin, Ost. 

In Roland Bar­thes “Jour­nal du deuil”. Es wird spät. 

12.1. Sonn­tag

An den E‑mail-Ein­la­dun­gen zum Geburts­tag; bis da der klei­ne Text zum The­ma “Zeit” geschrie­ben, das Bild her­aus­ge­sucht und ein­ge­fügt ist, das mit den drei Uhren, dau­ert es doch etwas.

Natio­nal­ga­le­rie, noch ein­mal in der Künst­ler­buch­aus­stel­lung. Ohne Füh­rung und ohne Innen­an­sicht der Bücher ist sie frei­lich weni­ger inter­es­sant; auch die Fil­me, in denen die Bücher durch­ge­blät­tert wer­den, ver­mit­teln sie nur bedingt.

Zur Finis­sa­ge der Aus­stel­lung Anony­me Zeich­ner. im Kunst­raum Kreuz­berg. Tref­fe Bet­ti­na Huschek, zei­ge ihr mei­ne Zeich­nung. Ihre Arbeit ist ver­kauft wor­den, es war eine Schreib­ma­schi­nen­zeich­nung, mit Klam­mern, die nach unten hin sich auf­lö­sen, weg­brö­seln. Sie muss dann wei­ter, fliegt noch nach Mal­ta. Hät­te mir den Auf­ent­halt in der Neu­en Natio­nal­ga­le­rie spa­ren oder frü­her dort­hin sol­len; Jetzt habe ich Leu­te ver­passt, mit denen ich mich locker ver­ab­re­det hat­te, oder die Zeit mit ihnen ist knapp.
Kau­fe schließ­lich noch eine Zeich­nung, die von Isa­bel­le Dycker­hoff. Dies­mal geht die Abwick­lung glatt vor sich, anders als beim letz­ten Mal, als mir “der Saft aus­ging”. 250 € für eine der­art dich­te Zeich­nung, das ist eigent­lich nicht viel. 

Tref­fe noch einen Bekann­ten, Jakob Kirch­heim, mit ihm durch die Aus­stel­lung. Er hat hier einen Film in der Sek­ti­on “lines of fic­tion”. Eine Film­re­gis­seu­rin befragt uns über Zeichentechniken. 

Danach zurück nach Hause.

Um 23.35 Zug nach Mann­heim, wei­ter nach Paris. Habe mir fest vor­ge­nom­men, recht­zei­tig los­zu­ge­hen; doch dann wird es wie­der knapp: bis alles abge­spült und auf­ge­räumt ist, alles gepackt und ange­zo­gen; in der U‑Bahn fah­re ich, unkon­zen­triert und auf das Han­dy schau­end, in die fal­sche Rich­tung, wie­der aus­stei­gen und retour, bis Gesund­brun­nen; der Regio­nal­zug von dort bis zum Haupt­bahn­hof fährt erst mit 15 Minu­ten Abstand, lie­ße mir nur 3 Minu­ten zum Umstei­gen – sehr wenig. Neh­me ein Taxi, die Fahrt­dau­er unter 10 Minuten.

Glück­lich im Zug.

5.–9.1. 25, Jour­nal — Baum, Bil­der, Bibliothek

5.1.25, Sonn­tag
Räu­me den Christ­baum ab. Als ich die Schach­tel mit den Krip­pen­fi­gu­ren her­vor­ho­le, rutscht einer der Hl. Drei Köni­ge her­aus, fällt auf den Boden. Der Kopf bricht ihm ab. Ein inter­es­san­tes Foto­mo­tiv, E. meint, es schlie­ße an die fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on und den Napo­le­on-Film als Hin­ter­grund an.
Höre Plat­ten. Auf einer ein Stück von Cho­pin, das ins Ohr geht, das “Regen­trop­fen­prä­lu­di­um”. Tat­säch­lich ist es auch im Band mit Kla­vier­stü­cken “Stim­men der Meis­ter” zu fin­den, nach dem mein Onkel Chris­toph und mei­ne Mut­ter gespielt haben. Ver­su­che mich dar­an.
Abfahrt aus DLG am Nachmittag.

6.1. Mon­tag
Ideen­samm­lung für Bild­bei­trag zum Salon-Maga­zin. Zwei Haupt-Ideen: Die Bil­der der Auf­schrif­ten aus Dil­lin­gen ver­ar­bei­ten, oder die Zet­tel mit „Bit­te nicht berüh­ren!“, kom­bi­niert mit Objek­ten wie Stift, Bürs­te, Smart­phone zu einer Serie zusammensetzen.

E‑Mails, mit Bet­ti­na Huschek, Albert Weis, Susan­ne Thie­mann. Am Wiki­pe­dia-Arti­kel für Albert Weis. Beein­dru­cken­de Men­ge von Kunst-am-Bau-Arbei­ten, eini­ge davon auf der Sei­te des Deut­schen Künst­ler­bunds. Das erin­nert wie­der an das immer noch nicht rea­li­sier­te Denk­mal für die Fami­lie Mann. 

7.1., Diens­tag
Traum, sehr plas­tisch: Wan­de­re über eine Ebe­ne auf die Ber­ge zu. Durch Gras und Hei­de. Ver­wo­ben mit Gras und Büschen erken­ne ich aber beim Näher­kom­men vie­le Men­schen. Sie sind über­all, ste­hen in gro­ßen Grup­pen bereit, um eben­falls in die Ber­ge zu gehen, Tou­ris­ten. Man­che klet­tern schon die Hän­ge hin­auf. Ich lau­fe los, um an ihnen vor­bei­zu­kom­men, vor ihnen dort zu sein. Ein ver­zwei­fel­ter Wett­lauf, denn eigent­lich ist es zu spät, die Land­schaft ist bereits besetzt. Ren­ne einen Bach­lauf hin­auf, dort, wo es am ein­sams­ten ist. Aber auch dort sehe ich Men­schen, sie sit­zen auf den Bäu­men. Dann in einer Fabrik­hal­le, verlassen.

Klei­ne Expe­ri­men­te mit dem Tage­buch: Beim Mar­kie­ren der Ein­trä­ge von 2024, die ich löschen will, um nur die vom aktu­el­len neu­en Jahr ste­hen­zu­las­sen, zieht das Jahr in Buch­sta­ben­ko­lon­nen an mir vor­bei. Das neh­me ich als Video auf. Es dau­ert weni­ger als 1 Minu­te, nur ca. 45 Sekun­den. Wenn ich jetzt alles lösche, müss­te eine lee­re Sei­te übrig­blei­ben – das ist aber nicht so, da ich die Ein­trä­ge vom neu­en Jahr auch schon ein­ge­fügt, ein­fach wei­ter­ge­schrie­ben habe. „Illu­si­on of a blank page“ könn­te man das nennen.

Packe Bücher für die Staats­bi­blio­thek München,


Abends pro­fes­sio­nel­le Zahn­rei­ni­gung, zuletzt vor einem Jahr vor­ge­nom­men. Geht dies­mal rela­tiv glimpf­lich ab, ohne grö­ße­re Schmer­zen, obwohl ich auch da teils in der Unter­lip­pe ver­krampft bin. Ver­su­che mich abzu­len­ken durch­in­ner­li­ches Rezi­tie­ren von Gedich­ten. “Vor Käl­te ist die Luft erstarrt / es kracht der Schnee von mei­nen Trit­ten / es klirrt der Hauch, es dampft mein Bart / nur fort, nur immer fort­ge­schrit­ten / Wie fei­er­lich die Gegend schweigt / der Mond bescheint die alten Fich­ten” — wäh­rend der Boh­rer sich an den Zahn­stein her­an­macht, es surrt und pfeift. 

8.1., Mitt­woch
Orga­ni­sa­to­ri­sches zur anste­hen­den Paris-Rei­se nächs­te Woche; schrei­be Lau­rence Cal­le an, wegen eines Tref­fens. Das klappt, sie ant­wor­tet umge­hend. Bin schon gespannt auf die Samm­lung von Künslterbüchern. 

Nach­mit­tags in die Mona­cen­sia-Biblio­thek, auf der Suche nach eng­li­schen Über­set­zun­gen der Brie­fe der Manns, die Kers­tin Klein in ihrem Text erwähnt. Ist natür­lich schon erheb­li­cher Auf­wand – und nicht unbe­dingt sehr ertrag­reich: Die Anrei­se zur Mona­cen­sia nach Mün­chen-Bogen­hau­sen dau­ert; eben­so die Recher­che und Beschaf­fung; mit einer Biblio­the­ka­rin suche bei den eng­li­schen Über­set­zun­gen der Wer­ke Tho­mas Manns auf der Gale­rie in den Rega­len; fin­de dann auch etwas. Aller­dings ste­hen die Bücher in einem Glas­schrank, zu dem erst ein­mal der Schlüs­sel beschafft wer­den muss, bei der Haupt­bi­blio­the­ka­rin … Schließ­lich liegt der Sta­pel vor mir. Rein prak­tisch ist die Aus­beu­te der über­setz­ten Brief­zi­ta­te gering, die ich fin­de — es ist nur eine klei­ne Aus­wahl davon über­setzt, und die Über­schnei­dung mit den im Text zitier­ten ist klein. 

Ande­rer­seits zeigt sich dadurch auch wie­der ein­mal der Umfang der Brief­wech­sel. Allein bei Tho­mas Mann meh­re­re (Druck) Sei­ten am Tag. Und über die Viel­falt der Brief­part­ner … Inner­halb der Fami­lie, u.a. Hein­rich, Kol­le­gen, u.a. Her­mann Hes­se, Freun­de, etwa Erich von Kah­ler, über den auch Stan­ley Corn­gold gear­bei­tet hat …

Beein­dru­ckend auch die Über­set­zun­gen von Wer­ken der Manns in vie­le Spra­chen, Ser­bisch, Türkisch…

9.1. Don­ners­tag
Die Fami­lie Mann wei­ter im Vor­der­grund: E. berich­tet vom Feu­er in Los Ange­les, gera­de in Paci­fic Pali­sa­des, wo die Vil­la der Mann liegt. Kon­trast zum ver­schnei­ten, schnee­schlam­mi­gen Ber­lin könn­te kaum grö­ßer sein. 

Ver­su­che, Tage­buch auf Fran­zö­sisch zu schrei­ben, im neu­en Kalen­der. Aujourd’hui, le soir, je suis allée à jouer du Ping-pong, ou mieux, ten­nis du table. Un ami, Cars­ten, fait part du un club, pour s’entraîner sérieu­se­ment (et pour s’amuser), dans un hal­le du sport … Il neige; 

































































 Räu­me den Baum ab. Als ich die Schach­tel mit den
Krip­pen­fi­gu­ren her­vor­ho­le, rutscht einer der Hl. Drei Köni­ge her­aus, fällt auf
den Boden. Der Kopf bricht ihm ab. Ein inter­es­san­tes Foto­mo­tiv, E. meint, es
schlie­ße an die fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on und den Napo­le­on-Film als Hin­ter­grund
an.  Abfahrt aus DLG erst am Nach­mit­tag.  6.1. Mon­tag­Ideen­samm­lung für Bild­bei­trag zum Salon-Maga­zin. Zwei
Haupt-Ideen: Die Bil­der der Auf­schrif­ten aus Dil­lin­gen ver­ar­bei­ten, oder die Zet­tel
mit „Bit­te nicht berüh­ren!“, kom­bi­niert mit Objek­ten wie Stift, Bürs­te, Smart­phone
zu einer Serie zusam­men­set­zen.  E‑Mails, mit Bet­ti­na Huschek, Albert Weis, Susan­ne Thie­mann.
Am Wiki­pe­dia-Arti­kel für Albert Weis.  7.1., Diens­tag Traum, sehr plastisch:Wandere über eine Ebe­ne auf die Ber­ge zu. Durch Gras und
Hei­de. Ver­wo­ben mit Gras und Büschen erken­ne ich aber beim Näher­kom­men vie­le
Men­schen. Sie sind über­all, ste­hen in gro­ßen Grup­pen bereit, um eben­falls in
die Ber­ge zu gehen, Tou­ris­ten. Man­che klet­tern schon die Hän­ge hin­auf. Ich
lau­fe los, um an ihnen vor­bei­zu­kom­men, vor ihnen dort zu sein. Ein
ver­zwei­fel­ter Wett­lauf, denn eigent­lich ist es zu spät, die Land­schaft ist
bereits besetzt. Ren­ne einen Bach­lauf hin­auf, dort, wo es am ein­sams­ten ist.
Aber auch dort sehe ich Men­schen, sie sit­zen auf den Bäu­men. Dann in einer Fabrik­hal­le, ver­las­sen.  Klei­ne Expe­ri­men­te mit dem Tage­buch: Beim Mar­kie­ren der Ein­trä­ge
von 2024, die ich löschen will, um nur die vom aktu­el­len neu­en Jahr
ste­hen­zu­las­sen, zieht das Jahr in Buch­sta­ben­ko­lon­nen an mir vor­bei. Das neh­me
ich als Video auf. Es dau­ert weni­ger als 1 Minu­te, nur ca. 45 Sekun­den. Wenn
ich jetzt alles lösche, müss­te eine lee­re Sei­te übrig­blei­ben – das ist aber
nicht so, da ich die Ein­trä­ge vom neu­en Jahr auch schon ein­ge­fügt, ein­fach
wei­ter­ge­schrie­ben habe. „Illu­si­on of a blank page“ könn­te man das nen­nen.  8.1., Mitt­woch Orga­ni­sa­to­ri­sches zur anste­hen­den Paris-Rei­se; schrei­be Lau­rence
Cal­le an, wegen eines Tref­fens.  Nach­mit­tags in die Mona­cen­sia-Biblio­thek, auf der Suche nach
eng­li­schen Über­set­zun­gen der Brie­fe der Manns, die Kers­tin Klein in ihrem Text
erwähnt. Ist natür­lich schon erheb­li­cher Auf­wand – und nicht unbe­dingt sehr
ertrag­reich: Die Anrei­se zur Mona­cen­sia nach Mün­chen-Bogen­hau­sen dau­ert; eben­so
die Recher­che und Beschaf­fung; mit einer Biblio­the­ka­rin suche bei den
eng­li­schen Über­set­zun­gen der Wer­ke Tho­mas Manns auf der Gale­rie in den Rega­len;
fin­de dann auch etwas. Aller­dings ste­hen die Bücher in einem Glas­schrank, zu
dem erst ein­mal der Schlüs­sel beschafft wer­den muss, bei der Haupt­bi­blio­the­ka­rin
… Schließ­lich liegt der Sta­pel vor mir.  9.1. Don­ners­tag Die Fami­lie Mann wei­ter im Vor­der­grund: E. berich­tet vom
Feu­er in Los Ange­les, gera­de in Paci­fic Pali­sa­des, wo die Vil­la der Mann liegt.
 Ver­su­che, Tage­buch auf Fran­zö­sisch zu schrei­ben, im neu­en
Kalen­der. Aujourd’hui, je
suis allée à jouer du Ping-pong, ou mieux, ten­nis du table. Un ami, Cars­ten, fait
part du un club, pour s’entraîner sérieu­se­ment (et pour s’amuser), dans un
hal­le du sport …

4.1.25, Jour­nal


Fahrt nach Augs­burg, zur Aus­stel­lung im H2, Gold­bach, der mit Dias arbei­tet und von dem ich schon viel gehört habe. Zunächst, weil es am Weg liegt, ins Tex­til­mu­se­um. Über­rascht von der Grö­ße und Auf­be­rei­tung. Beson­ders inter­es­sant der Abschnitt über Muster/Ornament und damit ver­bun­den, Repro­duk­ti­ons­tech­ni­ken (u.a. Druck­wal­zen, Pho­to­gra­vu­ren, Repro-Fotoanlage).

Im Obergeschoss/Galerie Aus­stel­lung von Doro­thee Asch­off – aus Papier­strei­fen gefloch­te­ne Objek­te (daher der Zusam­men­hang mit dem Tex­ti­len), Schif­fe, groß­for­ma­ti­ge Struk­tur-Bil­der. Ins­ge­samt über­zeugt das nicht ganz, v.a. dass im Ein­füh­rungs­text 4‑mal das Wort „exis­ten­zi­ell“ auf­taucht, und die Kom­bi­na­ti­on mit Gedichten.

Dafür sind die Aus­stel­lun­gen im H2 umso bes­ser, wirk­lich sehr gut: Die von Phil­ipp Gold­bach, der gro­ße Instal­la­tio­nen mit Dias rea­li­siert. Das inter­es­siert mich, da ich auch Dias bekom­men habe, vom Kunst­his­to­ri­schen Insti­tut der Uni Düs­sel­dorf – da hat­te ich recher­chiert, was es schon alles mit Dias gibt, und war auf Gold­bachs Arbei­ten gesto­ßen. Teils ken­ne ich es aus dem Inter­net, aber hier live ist es ein­drück­li­cher. Rie­si­ge Tableaus mit der Schmal­sei­te anein­an­der­ge­reih­ter, gesta­pel­ter Dias, so dass man nur den Rand sieht, die eigent­li­chen Bil­der also nicht — die aber so wie­der­um zu Bil­dern wer­den, Schwarz­weiß-Gra­fi­ken, hochästhetisch.

Und dann die gro­ße Schüt­tung auf dem Boden, zwi­schen den Säu­len. Da kommt Neid auf. 

Auf dem Rück­weg zum Bahn­hof in St. Anna. Kann mich nicht erin­nern, je hier gewe­sen zu sein – viel­leicht war die Aus­stel­lung „Mensch­wer­dung“ (2000) hier im Kreuzgang?

Wei­ter nach Dil­lin­gen. Dort spon­ta­ne Instal­la­ti­on mit Män­teln an der Tür zum Vor­raum, um die Tür bes­ser gegen Zug­luft zu iso­lie­ren. Jeweils drei bis vier Män­tel ver­ket­te ich mit­ein­an­der, hän­ge sie mit ihren Bügeln anein­an­der auf, und dann oben am Tür­rah­men, 10 Män­tel sind es insgesamt.

Mit dem Schild „Gut auf­he­ben!“ gehe ich durchs Haus und mache Fotos. Bis spät.




















Fahrt nach Augs­burg, zur Aus­stel­lung im H2, Gold­bach, der
mit Dias arbei­tet und von dem ich schon viel gehört habe. Zunächst, weil es am
Weg liegt, ins Tex­til­mu­se­um. Über­rascht von der Grö­ße und Auf­be­rei­tung. Beson­ders
inter­es­sant der Abschnitt über Muster/Ornament und damit ver­bun­den,
Repro­duk­ti­ons­tech­ni­ken (u.a. Druck­wal­zen, Pho­to­gra­vu­ren, Repro-Foto­an­la­ge). Im Obergeschoss/Galerie Aus­stel­lung von Doro­thee Asch­off –
aus Papier­strei­fen gefloch­te­ne Objek­te (daher der Zusam­men­hang mit dem
Tex­ti­len), Schif­fe, groß­for­ma­ti­ge Struk­tur-Bil­der. Ins­ge­samt über­zeugt das
nicht ganz, v.a. dass im Ein­füh­rungs­text 4‑mal das Wort „exis­ten­zi­ell“
auf­taucht, und die Kom­bi­na­ti­on mit Gedich­ten.  Dafür sind die Aus­stel­lun­gen im H2 umso bes­ser, wirk­lich
sehr gut: Die von Phil­ipp Gold­bach, der gro­ße Instal­la­tio­nen mit Dias rea­li­siert.
Das inter­es­siert mich, da ich auch Dias bekom­men habe, vom Kunst­his­to­ri­schen
Insti­tut der Uni Düs­sel­dorf – da hat­te ich recher­chiert, was es schon alles mit
Dias gibt, und war auf Gold­bachs Arbei­ten gesto­ßen. Teils ken­ne ich es aus dem
Inter­net, aber hier live ist es ein­drück­li­cher. Rie­si­ge Tableaus mit der
Schmal­sei­te anein­an­der­ge­reih­ter, gesta­pel­ter Dias, so dass man nur den Rand
sieht, die eigent­li­chen Bil­der also nicht — die aber so wie­der­um zu Bil­dern
wer­den, Schwarz­weiß-Gra­fi­ken, hoch­äs­the­tisch. Und dann die gro­ße Schüt­tung auf dem Boden, zwi­schen den
Säu­len.  Auf dem Rück­weg zum Bahn­hof in St. Anna. Kann mich nicht
erin­nern, je hier gewe­sen zu sein – viel­leicht war die Aus­stel­lung „Mensch­wer­dung“
(2000) hier im Kreuz­gang? Wei­ter nach Dil­lin­gen. Dort spon­ta­ne Instal­la­ti­on mit
Män­teln an der Tür zum Vor­raum, um die Tür bes­ser gegen Zug­luft zu iso­lie­ren. Jeweils
drei bis vier Män­tel ver­ket­te ich mit­ein­an­der, hän­ge sie mit ihren Bügeln
anein­an­der auf, und dann oben am Tür­rah­men, 10 Män­tel sind es ins­ge­samt. Mit dem Schild „Gut auf­he­ben!“ gehe ich durchs Haus und
mache Fotos. Bis spät. 

3.1.2025 Jour­nal — Bibliothekarisches

Ste­he etwas frü­her auf, gegen 8. Heu­te viel Auf­räu­men und Biblio­the­ka­ri­sches. Fin­de die Lis­te zu Super BOOKS 5, auf der ich die Verkäufe/Kontakte notiert hat­te, ver­su­che, die Namen der Inter­es­sen­ten zu rekon­stru­ie­ren; erin­ne­re mich, dass ich mich Anfang Janu­ar bei Lili­an Lan­des von der Bay. Staats­bi­blio­thek mel­den soll­te wegen des Ankaufs von zwei Publi­ka­tio­nen, u.a. das neue „Who is / Chi è…“. Die ande­re ist dort schon vor­han­den, aber vier wei­te­re nicht, wie ich im Kata­log recher­chie­re. Schrei­be ein klei­nes Ange­bot – das abends dann auch schon ange­nom­men wird, was mich sehr freut — Lili­an Lan­des ant­wor­tet also schon in den Tagen nach Neu­jahr!
Dabei sehe ich auch nach andern Büchern und Hef­ten – und fin­de eini­ges nicht gelun­gen; so ist die Rei­he der so-vie­le-Hef­te nur mit Jahr und Num­mer zu fin­den, aber weder Autor noch Titel noch irgend­et­was zum Inhalt ist angegeben.

Da ist es bes­ser, man schreibt sei­nen eige­nen Kata­log: auf der Web­sei­te und auf edcat​.net, der Initia­ti­ve zur Sicht­bar­ma­chung von Künst­ler­bü­chern und ‑edi­tio­nen. Gebe dort drei Bücher ein, TT, Arbeit an der Pau­se und das neue „situa­tions“ von Anne Wodtcke, wofür ich einen Text­bei­trag geschrie­ben habe.

Und auf Wiki­pe­dia unter­wegs, füge eini­ges zum Ein­trag von geor­gia Kra­wi­ec hin­zu. Aber das muss erst noch gesich­tet und frei­ge­ge­ben wer­den. Zeit kos­tet die­ses Biblio­the­ka­risch-Redak­tio­nel­le schon … Zum Glück heu­te auch mit einem klei­nen Erfolg.

1.1. 2025 — Journal

1.1. 2025

Träu­me, undeut­lich, ein gro­ßes Gebäu­de aus Beton, mit höh­len­ar­ti­gen Öff­nun­gen und wei­chen For­men, wie von Hun­dert­was­ser entworfen…

Son­ni­ger Tag. Joga im Licht im Zim­mer, das nach Süden geht, nach dem sym­pa­thisch-sku­r­il­len Buch „Yoga auch im Lehn­stuhl!, von Franz Kra­bich­ler, mit dem 70er/80er-Jah­re-Ein­band; ich hat­te es aus dem Anti­qua­ri­at Kit­zin­ger mit­ge­nom­men, als die Bücher dort alle ver­schenkt wurden.

Abends stel­le ich fest: Der Tag war irgend­wie unbe­frie­di­gend: Vie­le Plä­ne (Tage­buch­schrei­ben, Lesen, in Büchern, in der ZEIT, Kla­vier­spie­len), aber kei­ner davon so rich­tig umge­setzt. Statt des­sen lan­ge Recher­chen nach Abspiel­ge­rä­te­n/CD-Play­ern, nach­dem die neu­en von Igor Levit nicht mehr gele­sen wer­den  (On DSCH, 24 Prä­lu­di­en u. Fugen, als Hom­mage an Bach Ende der 1950er Jah­re kom­po­niert). Tes­te ver­schie­de­ne Play­er, auf dem etwas neue­ren geht es, doch der lässt sich nicht mit den Boxen ver­bin­den etc. Aber typisch: vor lau­ter Beschäf­ti­gung mit der Tech­nik kommt man nicht zu den Inhal­ten. Aber wenigs­tens ein klei­nes Resü­mee soll­te drin sein.

Neu­jahrs­grü­ße tref­fen noch ein. Erin­ne­re mich an Bet­ti­na H., die ich bei Karen I. getrof­fen habe; und die Atlan­tis-Recher­che; suche den Comic in der Mor­ti­mer & Bla­ke-Rei­he und schi­cke ihr einen link.
Das Buch selbst fin­de ich lei­der nicht mehr — und bestel­le es gleich bei Medim­ops — die ers­te Bestel­lung des Jah­res. Der Atlan­tis-Comic (ich hat­te ihn schon ein­mal bestellt, viel­leicht ist er damals nach Dil­lin­gen gelie­fert wor­den, vor der Tür gestan­den, nass gewor­den? Das ist mit dem Katz & Goldt-Buch vor einem Jahr pas­siert…), eine CD mit Schu­mann (Kreis­le­ria­na, Gesän­ge der Frü­he, in die ich auf You­tube kurz hin­ein­höh­re); ein Band mit Erzäh­lun­gen von Cle­mens Setz („Der Trost run­der Din­ge“). Glau­be, ich habe ein­mal hin­ein­ge­le­sen, fand eini­ge Sachen eher absto­ßend, aber jetzt, nach­dem ich „Indi­go“ und sei­nen Roman über die Kuge­lin­nen­wel­ten gele­sen habe – das ist ein­fach ein guter Autor! Und sei­ne Instagram-Posts!

Am Buch zum Mann-Pro­jekt, eng­li­sche Über­set­zung des Tex­tes von Kers­tin Klein. Durch die auto­ma­ti­sche Über­set­zung haben sich vie­le For­ma­tie­run­gen verschoben/verändert. Und dann wür­de es sich loh­nen, exis­tie­ren­de Über­set­zun­gen zu Rate zu zie­hen. Suche nach Büchern mit den Brie­fen Manns. Die Staats­bi­blio­thek hat wenig. Eine Recher­che in der Mona­cen­sia im Hil­de­brand­haus wäre gut. Das aber ein grö­ße­rer Auf­wand, dort­hin zu fah­ren und die gan­zen Stel­len nach­zu­se­hen. Das wird so oder so noch viel Arbeit.

Eini­ge Recher­chen wegen des Hau­ses in Dil­lin­gen — soll man die Hei­zung kom­plett aus­schal­te — oder wie dem Frost bei Abwe­sen­heit begeg­nen? Inge­samt doch auch eine Belas­tung, auch wenn die Tage dort (die ver­gan­ge­ne Woche) sehr schön waren. 

Es ist schon zwan­zig nach zehn. Aber doch noch wenigs­tens eini­ge Noti­zen gemacht!

Jour­nal Berlin-Warschau

4.8.24, Sonn­tag

Am Vor­tag der Abfahrt nach War­schau noch ein­mal Muse­ums­tag — und uner­war­te­te Ein­stim­mung auf die Rei­se nach Ost­eu­ro­pa durch einen Auf­ent­halt im Ber­li­ner Osten: Nach­dem die Cas­par-David-Fried­rich-Aus­stel­lung in der Alten Natio­nal­ga­le­rie über­füllt ist (let­zer Tag und kos­ten­lo­ser Muse­ums-Sonn­tag), zum Sta­si-Muse­um in Lich­ten­berg. Dort war ich noch nie.

Ori­gi­nal-Archi­tek­tur, mit dem pavil­lon­ar­tig über­bau­ten Ein­gangs­be­reich aus orna­men­ta­len Beton­ele­men­ten – die, wie man spä­ter erfährt, nicht zuletzt der Abschir­mung der Ankom­men­den gegen Bli­cke dien­ten. Sehr viel auch von der Möblie­rung noch im bau­zeit­li­chen Zustand der 1950er/60er Jah­re. Das Haus wird so gleich­zei­tig zum Archi­tek­tur- und Design­mu­se­um und übt so einen – unge­plan­ten – Reiz aus. Da wäre inter­es­sant, inwie­fern sich das Ost-Design sich vom zeit­glei­chen im Wes­ten unter­schied, oder ab wann sich da ein eige­ner Stil ent­wi­ckel­te. Viel­leicht noch mehr Hang zum Kon­struk­ti­ven, Gerad­li­ni­gen, wäh­rend es im „Wes­ten“ eher run­de, geschwun­ge­ne For­men waren, sie­he die Nie­ren­ti­sche etc. Funk­tio­na­le Ele­men­te neben reprä­sen­ta­ti­ven, z.B. Schie­be­wän­de, gestaf­felt hin­ter­ein­an­der, für die Prä­sen­ta­ti­on von Land­kar­ten. Wuch­ti­ge Ses­sel, mit leuch­tend blau­en Bezü­gen, in denen man sich die MfS-Funk­tio­nä­re bei ihren Sit­zun­gen gut vor­stel­len kann.

Obwohl man bereits viel weiß: Der Umfang der Büro­kra­ti­sie­rung, Kata­lo­gi­sie­rung, Archi­vie­rung der Beob­ach­tun­gen und Unter­la­gen über die Obser­vier­ten doch ganz erstaun­lich, v.a. im Sta­si-Unter­la­gen-Archiv gegen­über. Aus­stel­lung über Betrof­fe­ne, z.B. Gil­bert Radu­lo­vic, einen dama­li­gen Jugend­li­chen, der Kon­takt zur Anarcho- und Punk-Sze­ne hat­te, ein Heft­chen zusam­men­stell­te, und mas­si­ve Pro­ble­me bis zur Gefäng­nis­haft bekam.

Ein­zel­ne Objek­te, z.B. die dreh­ba­ren Akten­schrän­ke mit Kar­tei­kar­ten, die an die mit­tel­al­ter­li­chen Buch­müh­len erin­nern; eine Samm­lung von Post­kar­ten, die abge­fan­gen und ein­be­hal­ten wur­den – mit her­aus­ge­schnit­te­nen und somit sepa­rat gesam­mel­ten Briefmarken!

Blick ins Gäs­te­buch: Der all­ge­mei­ne Kom­men­tar „sehr schön!“ for­dert eine kri­ti­sche Replik her­aus: „Wo ist da eine Schön­heit zu sehen?“


Kon­ti­nui­tä­ten der Sta­si mit dem russisch/sowjetischen Geheim­dienst, auch in der Bezeich­nung „Tsche­kist“ für die Mit­ar­bei­ter, v.a. in den 50er-70er Jah­ren. Inso­fern gute Ein­stim­mung auf die Rei­se wei­ter nach Osten, nach Polen und Litau­en, wo ähn­li­che Über­wa­chung und Drang­sa­lie­rung herrschte.

Ins Palais Popu­lai­re und den Ham­bur­ger Bahn­hof. Dort noch­mal in der Aus­stel­lung von Alex­an­dra Piri­ci. Dies­mal sind Per­for­me­rin­nen aktiv; den Gesang fin­de ich gut, da er so bei­läu­fig daher­kommt; das Rie­seln­las­sen von Sand durch die Hän­de auch, da sehr ein­fach. Das Her­un­ter­rol­len vom Sand­hü­gel hat dage­gen schon mehr Thea­tra­li­sches.
Buch­hand­lung König. Kata­log von Clau­dia Wie­ser liegt aus, wie ich nei­disch fest­stel­le. Kau­fe einen Band von Roland Bar­thes „Mythen des All­tags“, für die Zug­fahr­ten, die uns erwar­ten. Schon beim Hin­ein­le­sen sprin­gen die The­sen und geist­rei­chen Beob­achun­gen einem nur so entgegen.

5.8. Mon­tag

Sehr früh auf, bereits um 3.30. Trotz­dem durch­zuckt mich beim Läu­ten des Weckers Erin­ne­rung an ange­neh­men Traum. Fahrt nach War­schau mit zahl­rei­chen Zwi­schen­sta­tio­nen, da aus irgend­wel­chen Grün­den kei­ne Direkt­ver­bin­dung mög­lich ist: Tram von der Osloer­str. zur War­schau­er­str., dann S‑Bahn nach Erkner (mit ner­vös flir­ren­der defek­ter Anzei­gen­ta­fel), Regio­nal­zug nach Frankfurt/Oder, von dort aus end­lich EC. Ankunft gegen 11.30.

Hotel Tif­fi, zen­tral in der Alt­stadt, gegen­über der alten Uni­ver­si­tät, neben der Kunst­aka­de­mie und einer gut­sor­tier­ten Buch­hand­lung. Über die Lage hin­aus groß­zü­gi­ge Räu­me. Mit der Ein­rich­tung lässt sich sofort spie­len, sie bie­tet Mög­lich­kei­ten anzu­do­cken: die Socken kann man auf einen Lam­pen­schirm zum Lüf­ten legen; die Klei­der ver­tei­len. Das Bügel­brett, das sich im Schrank auf­ge­hängt fin­det, hat skulp­tu­ra­le Qua­li­tä­ten, erin­nert an einen Ste­le mit Mas­ke. Eine Land­kar­te von Polen lässt sich per Klei­der­bü­gel (mit Klam­mern unten) über den Bild­schirm hän­gen. Das Hotel­zim­mer als Ate­lier­raum, als Fun­dus, mit dem man, in dem man arbei­ten kann.

Zu einem der vor­ge­merk­ten Haupt­zie­le, dem neu­eröff­ne­ten Muse­um POLIN, hin­ter dem Denk­mal für Kämp­fer des War­schau­er Auf­stan­des.
Wir sind lan­ge im Muse­um, bis zur Schlie­ßung um 18 Uhr. Es gibt sehr viel zu sehen, zu lesen und zu ent­de­cken, ange­fan­gen von der Geschich­te der Juden (und damit auch Ost­eu­ro­pas und Polens ins­ge­samt) im Mit­tel­al­ter über die Neu­zeit bis immer näher zur Gegen­wart mit den zio­nis­ti­schen Bestre­bun­gen in den 1920ern – und dann, sehr plötz­lich, dem Angriff der Deut­schen, dem Holokaust.

Zufäl­lig sind wir wie­der Anfang August hier, zu den Jah­res­ta­gen des War­schau­er Auf­stands. Über­all rot-wei­ße Bin­den mit den Far­ben Polens, Rot-Weiß, so auch am Denk­mal. Über­all Gedenk­ta­feln, davor Ker­zen und Blumen.

Ich fan­ge dann an, in der gan­zen Stadt Rot-Weiß zu sehen, auch in den Stopp­schil­dern, den Bau­stel­len­ab­sper­run­gen, den Schil­dern mit „Durch­fahrt ver­bo­ten“. Es lie­ße sich eine Foto­se­rie mit dem The­ma „Rot-Weiß“ machen.

Sehe auf dem Rück­weg zum Hotel auch ein Absperr­band in Blau-Weiß, mit der Auf­schrift „POLIC­JA“, zwi­schen einer Hof­ein­fahrt und einem Park­au­to­ma­ten über den Geh­weg gespannt. So eines habe ich mal in Rom gese­hen, in Tras­te­ve­re, mit der ent­spre­chen­den Auf­schrift “POLI­ZIA” und etwas davon mit­ge­nom­men. Hier reizt es mich auch, zumal es etwas Ver­bo­te­nes hat — bei nur gerin­gem Ein­griff in den öffent­li­chen Raum.
Im Hotel mache ich damit eine Serie von Instal­la­tio­nen, ange­fan­gen mit dem Spie­gel, über den ich es quer span­ne, bis zum Bett, zur Dusche, die ich so absper­re, zum Tat­ort wer­den lasse.

All­zu­viel Zeit habe ich nicht für die Instal­la­tio­nen, was aber auch gut ist, da so das tem­po­rä­re Moment erhal­ten bleibt.
Wir sind nur eine Nacht hier, mor­gen soll es wei­ter nach Bia­lys­tok gehen.

Jour­nal — Aus­ter — Don Qui­jo­te — Appropriation

24.5.24, Frei­tag

End­lich den klei­nen Blog­ein­trag zu Paul Aus­ter. Inter­es­sant, wie ein Autor den ande­ren gibt: Über Aus­ters „City of Glass“ kom­me ich zu Cer­van­tes „Don Qui­chot­te“ (oder Qui­jo­te oder Qui­xo­te); Aus­ter erwähnt ihn im Gespräch Quinn-Aus­ter im Bezug auf Fra­gen der Autor­schaft,  Manu­skript­fik­ti­on etc. Suche nach die­sen Stel­len, neh­me die rote Reclam-Fremd­spra­chen­aus­ga­be aus dem Regal, dann das Gold­mann-Taschen­buch aus den 1960ern. 

Ehr­geiz, wie­der Spa­nisch zu lesen, mit Hil­fe der Wort­er­klä­run­gen und des deut­schen Tex­tes geht es eini­ger­ma­ßen; Ita­lie­nisch, Fran­zö­sisch hel­fen natür­lich, es feh­len aber die ca. 30 % an Wör­tern und For­men, die ich mir nicht erschlie­ßen kann. Trotz­dem, es macht Spaß, und die Geschich­ten sind amü­sant, etwa die Befrei­ung von Sträf­lin­gen, die sich dann gegen den „Wohl­tä­ter“ selbst kehrt.

Mer­ke, dass der Blei­stift, mit dem ich Anstrei­chun­gen und Noti­zen mache, mit den Far­ben rot-gelb gut zur spa­ni­schen Lek­tü­re passt. Und eine Par­al­le­le zur Lan­ze auf den Covern bildet. 

Und irgend­wie passt der Don Qui­chot­te auch als Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gur: Kampf gegen Fah­nen­mas­ten beim Denk­mal für die Fami­lie Mann am Sal­va­tor­platz; Aus­ein­an­der­set­zung mit Ver­wal­tung, die Illu­si­on, man sei in einer ganz pri­vi­le­gier­ten Lage; durch gut­ge­mein­te Ver­su­che macht man eine Sache nur noch schlimmer.

Wei­ter­le­sen in Don Qui­jo­te; drin­ge lang­sam in den Bereich vor, wo es erzähl­tech­nisch inter­es­sant wird, nach dem berühm­ten Kampf gegen die Wind­müh­len (moli­nas), schö­ne Umkeh­rung: Ein Zau­be­rer habe die Gigan­ten in Wind­müh­len ver­wan­delt, behaup­tet Don Q. Die nächs­te Geschich­te, Kap. 9, bringt einen span­nen­den Zwei­kampf, der mit­ten drin abge­bro­chen wird – vom Erzäh­ler, der her­vor­tritt und das Ende des ihm vor­lie­gen­den Manu­skripts ver­kün­det – dann im nächs­ten Kapi­tel den Rest sucht und findet.

Das ist die Stel­le, die ich so lan­ge gesucht hat­te, und auf die Aus­ter in „City of Glass“ ver­wie­sen hat­te. In der Gold­mann-Taschen­buch­aus­ga­be fehlt übri­gens die gan­ze Manu­skript-Geschich­te, der Zwei­kampf geht naht­los wei­ter. Offen­bar wur­de das als für den Leser zu kom­pli­ziert empfunden.

29.5.24, Mitt­woch

[…] Auf­wa­chen gegen 5, kann nicht mehr schla­fen, lese wei­ter in Aus­ters zwei­tem Band der NY-Tri­lo­gie, „Ghosts“. Eigent­lich ein­fa­che Struk­tur: Zwei Män­ner beob­ach­ten sich gegen­sei­tig, sind als Detek­ti­ve auf­ein­an­der ange­setzt, schrei­ben ihre Beob­ach­tun­gen auf. Sym­me­trie. Wie­der ist der Schreib­akt ganz wich­tig – und der Aspekt der Ein­sam­keit, Iso­la­ti­on als Fol­ge und Vor­aus­set­zung des Schreib­ak­tes zugleich. Damit tue ich mich etwas schwer; stel­le mir Aus­ter schon als sozia­len, gesell­schaft­lich akti­ven Typ vor. Viel­leicht ist es auch ein gewis­ser Neid auf so eine ein­sam-kon­zen­trier­te Situa­ti­on – wäh­rend ich den gan­zen Tag mit Ver­wal­tungs­ar­beit und Kom­mu­ni­ka­ti­on beschä­figt bin, manch­mal gar nicht zum Kunst­ma­chen kom­me – oder zum Schreiben.

Dann begin­ne ich mit dem 2. Teil des Don Qui­jo­te — wo es von den inter­tex­tu­el­len Bezü­gen noch inter­es­san­ter wird – und der ja 10 Jah­re nach dem 1. her­aus­kam: Das Buch selbst taucht aber­mals auf, dies­mal aber in fer­ti­ger Form, als Über­set­zung des Tex­tes eines einem arba­bi­schen Autors, Cid Ben­ga­li. wird dem Don Q. als bereits erschie­nen prä­sen­tiert, wird dis­ku­tiert, kri­ti­siert. Es taucht die Fra­ge auf, inwie­fern der Autor ver­trau­n­es­wür­dig sei, ob die Geschich­te der Wahr­heit ent­spre­che, tat­säch­lich sich so wie beschrie­ben zuge­tra­gen habe…

Mir fällt Bor­ges ein, mit der Kurz­ge­schich­te “Pierre Menard — autor del Don Qui­jo­te”, der den Roman im 20. Jahr­hun­dert noch ein­mal geschrie­ben hat — aber genau iden­tisch. Damit ver­bun­den die Fra­ge, ob er als Autor des Don Qui­jo­te gel­ten darf — was im Titel schon beant­wor­tet ist. Annet­te Gil­bert hat­te das damals, 2011, als Ein­stieg in ein Sym­po­si­um zum The­ma “Appro­pria­ti­on” ver­wen­det, “Wie­der­auf­ge­legt. Zur Appro­pria­ti­on von Tex­ten und Büchern in Büchern”. Dazu erschien ein schö­ner Band bei tran­skript. Ich hat­te einen Bei­trag zur Rei­he “Ex-Libris” des Salon Ver­lags gemacht.
Eigent­lich war das, im Zusam­men­hang mit der Dis­ser­ta­ti­on, mein Ein­stieg in die Welt der Kon­zept-Bücher, all­ge­mein der Künst­ler­bü­cher, damals hat­te ich auch Mich­a­lis Pich­ler ken­nen­ge­lernt, der über sei­ne künst­le­ri­sche Arbeit berich­tet hat­te und seit 2009 die Miss Read veranstaltet. 

Ich wer­de Annet­te dem­nächst, am 8.6. bei der Vor­stel­lung von “Books to Do” im Miss Read Space in Ber­lin treffen. 

Jour­nal — Paul Auster

Es ist schon ein paar Wochen her, aber es beschäf­tigt mich immer noch: Paul Aus­ter ist am 30.4. 24 gestor­ben.
Aus­ter hat mich lan­ge beglei­tet, zeit­wei­se war ich süch­tig nach sei­nen Texten.

Grei­fe ins Regal, wo eine gan­ze Rei­he sei­ner Bücher ste­hen, lese noch ein­mal Tex­te von ihm, ent­de­cke Aktu­el­les: in „Tal­king to Stran­gers“ hat­te er über Sal­man Rush­die geschrie­ben – und die täg­li­che Hoff­nung, er möch­te die nächs­ten 24 Stun­den über­le­ben. Der Text ist von 1993 und an den Rand notiert hat­te ich „2023“ – als Rush­die drei Jahr­zehn­te spä­ter tat­säch­lich Opfer eines Angriffs wur­de; sein Buch „Kni­ves“ über das Atten­tat liegt gera­de im Schlaf­zim­mer.

In “The Brook­lyn Fol­lies” ent­de­cke ich eine Wid­mung mei­nes inzwi­schen eben­falls ver­stor­be­nen Vaters von 2005 — ich hat­te das Buch mir aus­drück­lich gewünscht. 

Begon­nen hat­te die Aus­ter-Begeis­te­rung für mich, wie für vie­le, mit der „New York Tri­lo­gy“, mit „City of Glass“, vor fast 20 Jah­ren. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich auf ihn kam, ver­mut­lich nach mei­nem Auf­ent­halt in New York 2004; das rote Reclam­bänd­chen aus der Rei­he der Fremd­spra­chen­tex­te ist von 2005, eben­so der Rest der New York Tri­lo­gy in einem Pen­gu­in-Band (ich glau­be, von der Munich Rea­dery, Augustenstr./Ecke Schel­ling), vom Novem­ber, dann „Moon Palace“ vom Dezem­ber. Inter­es­sant, wie­viel eng­li­sche Wör­ter ich damals noch nicht wuss­te und unter­rin­gel­te — die für mich jetzt selbst­ver­ständ­lich sind. 

Was mich an Aus­ter fas­zi­nier­te (und dies wei­ter­hin tut): Er erzählt Geschich­ten, die sich zur Iden­ti­fi­ka­ti­on anbo­ten, in denen ich mich wie­der­fin­den konn­te.
Der jun­ge Mann etwa, der sich immer wei­ter ein­schränkt, auf Tele­fon, Hei­zung, am Ende auch Woh­nung ver­zich­tet, Näch­te im Cen­tral Park zubringt.
Es sind immer wie­der Sät­ze, die zu mei­ner Situa­ti­on pass­ten, z.B. „I lived in that apart­ment with over a thousand books“, die­sen Satz hat­te ich mir in „Moon Palace“ gleich auf Sei­te eins unter­stri­chen.
Häu­fig beschreibt er Sze­nen, die aus Arbei­ten der Kon­zept­kunst, aus Kunst­in­stal­la­tio­nen stam­men könn­ten; etwa die Zweck­ent­frem­dung von gefüll­ten Bücher­kis­ten als „ima­gi­na­ry fur­ni­tu­re“, als Möbel, als Bett­statt, Tisch, Stuhl etc. Das war schon nahe dran an den Buch­in­stal­la­tio­nen, die ich in den Jah­ren ab 2004 ent­wi­ckel­te. Und dann die Ver­bin­dung Bücher und Per­son, als der Erzäh­ler Stück für Stück sei­ne Bücher ver­kauft, sei­ne Woh­nung sich leert: „Pie­ce by pie­ce, I could watch mys­elf disappear“.

Die ima­gi­nä­ren Archi­ve, etwa die unter­ir­di­sche Samm­lung von Tele­phon­bü­chern von Städ­ten welt­weit in „Ora­cle Night“ – die dann ähn­lich, aber his­to­risch-kon­kret bei Karl Schlö­gel „Im Rau­me lesen wir die Zeit“ auftauchen.

Oder den Stadt­wan­de­rer, der in „City of Glass“ vir­tu­el­le Spu­ren durch Ablau­fen von Stra­ßen­zü­gen hin­ter­lässt, die sich dann, bei Blick von oben auf einen Stadt­plan, als Buch­sta­ben, als per­for­ma­tiv erzeug­te Mit­tei­lun­gen lesen las­sen – das könn­te man sich gut als tat­säch­li­ches Kon­zept einer Per­for­mance vorstellen. 

Das fas­zi­nie­ren­de The­ma Selbst­re­fe­renz: Sich selbst beim Schrei­ben zuzu­se­hen. Die Ebe­nen ver­schach­teln. Mit der eige­nen Iden­ti­tät und der Fik­ti­on  spie­len: „My name is Paul Aus­ter. This is not my real name” (City of Glass). Der Ver­fas­ser von Detek­tiv­ro­ma­nen, der selbst in eine Detek­tiv­ge­schich­te ver­wi­ckelt und mit dem Namen des Autors ange­spro­chen wird – wobei die Fra­ge im Hin­ter­grund steht: Wer ist der Autor? Als Höhe­punkt der Besuch des Erzäh­lers beim Autor Paul Aus­ter zu Hau­se. Erin­nert an Italo Cal­vi­no „Wenn ein Rei­sen­der in einer Winternacht“.

Das gefiel mir damals, das gefällt mir immer noch, auch wenn die Ver­fah­ren inzwi­schen bekannt sind. Die­ses Spiel mit Namen, die­se Selbst­re­fe­renz, das taucht ja auch in der Reche­re­che und den Instal­la­tio­nen „Wer ist Albert?“ auf.

Begin­ne “Moon Palace” noch ein­mal zu lesen, dann “City of Glass” …

Nach­le­se: Leip­zig „it’s a book“

23.3. 24
Von Dres­den nach Leip­zig – da noch Zeit bis zur Abfahrt des Zuges ist, zum Albert-Platz. Foto des Stra­ßen­schil­des vor dem Käst­ner-Haus, Fort­set­zung der Serie der Stra­ßen mit mei­nem Vornamen.

In Leip­zig zur Hoch­schu­le für Gestal­tung, wo die Mes­se “it’s a book” statt­fin­det — par­al­lel zur “gro­ßen” Buch­mes­se, Bin zum ers­ten Mal hier. Habe schon öfter von der Mes­se gehört, aber es hat sich bis­lang nicht ergeben. 

Im Licht­hof, sehr schö­ner Raum. Die Tische im Erd­ge­schoss und auf den fol­gen­den Eta­gen des Trep­pen­hau­ses. Tref­fe gleich Mich­a­lis Pich­ler, kau­fe ihm für klei­nes Geld eine Zei­tung ab, ein Reprint von Zei­tun­gen des 11. Sep­tem­ber 2001, wo alle ame­ri­ka­ni­schen Flag­gen durch frei­ge­stellt und auf­ge­klebt repro­du­ziert sind – ein­schließ­lich der Rück­sei­te der Cutouts.

Gegen­über Arg­o­books mit Vanes­sa Adler. Tau­sche gegen ein Exem­plar von „Län­der­kenn­zei­chen“ ein klei­nes Buch von Ann Noël: „Spi­ra­le“, wo sie Lis­ten nach dem ABC geord­ne­ter Begrif­fe bringt, z.B. Abkür­zun­gen, Namen, Künst­ler etc., die sie zum Ein­schla­fen sich mit ihrem Part­ner hin- und her­ge­spielt und schließ­lich auf­ge­schrie­ben hat.

Ich tref­fe Aslak Gur­holt, Grafiker/Künstler aus Nor­we­gen. Wir unter­hal­ten uns über die Ähn­lich­kei­ten von Kon­zep­ten und Hand­lun­gen – er sam­melt Spiel­kar­ten im öffent­li­chen Raum und hat schon eini­ge Leu­te ken­nen­ge­lernt, die das­sel­be tun. Und glei­che Namen: er recher­chiert nach Paul Rand, und es kom­men ihm vie­le Ver­tre­ter des­sel­ben Namens unter. Mir fällt Alan Ber­li­ner ein, mit sei­nem Film „The swee­test sound“, wo es um Namen und v.a. sei­nen eige­nen geht — ich hat­te den ich ein­mal auf der Ber­li­na­le gesehen.

Er schenkt mir ein Heft, das sich mit Löchern beschäf­tigt: Die bekann­ten zwei Lochun­gen zum Abhef­ten sind ergänzt durch wei­te­re, die im Zusam­men­spiel mit dem grü­nen Papier und der Illus­tra­ti­on von Fah­nen zu Golf-Löchern wer­den. Eine ein­fa­che, sehr schö­ne Idee. Neben dem Stand des Ver­lags aus Nor­we­gen ist Fel­der­books, von Win­nes, der mir eben­falls im Tausch ein Heft gibt, „Can I Bor­row Your Logo?“, abfrot­tier­te Mar­ken­si­gnets von Autos.

Wei­ter oben tref­fe ich den Stand von ein​Buch​.haus, kau­fe „How to book Ber­lin“. Zwar ist mir vie­les bekannt, aber die State­ments der Leu­te dar­in, von denen ich vie­le ken­ne, sind inter­es­sant. Viel­leicht lie­ße sich etwas Ähn­li­ches für Mün­chen ent­wi­ckeln, mit Hubert Kret­schmer zusam­men. Dane­ben ist Robin Waart. Wir tau­schen ein Heft gegen einen Dop­pel­ka­ta­log mit Post­kar­ten, von zwei ver­schie­de­nen Pro­jek­ten, raf­fi­niert oben und unten.

Moritz Grün­ke von Glo­ria Glit­zer schenkt mir ein Meta-Heft, Gedan­ken über die Zukunft von Buch­mes­sen – die er lie­ber als „Fes­ti­vals“ bezeich­net wis­sen möch­te, wegen der Asso­zia­ti­on mit Han­del, Kom­merz, finan­zi­el­ler Gewinn, der bei „Buch­mes­se“ oder „Fair“ mit­schwingt – und was bei den aller­meis­ten Teil­neh­mern gar nicht der Fall ist, dar­über hin­aus den Erhalt von För­de­run­gen erschwert (The Future of Art Book Fes­ti­vals (form­er­ly known as fairs). Es geht immer wie­der um wirt­schaft­li­che Aspek­te: wer pro­du­ziert mit wel­chen Mit­teln, wer kauft Künst­ler­bü­cher? Für mich ist es ja finan­zi­ell auch eine Side­line, ein Zuschuss­ge­schäft, ohne För­de­rung nicht zu machen. Trotz­dem bin ich stolz, wenn ich beim Besuch von Mes­sen etwas ver­kau­fe und die Kos­ten der Mes­se (Gebühr, Anfahrt…) wie­der ein­spie­le, ja sogar dar­über hin­aus­kom­me. Und eigent­lich möch­te ich lie­ber an einer „Mes­se“ teil­neh­men als an einem „Fes­ti­val“, weil ers­te­res sich ernst­haf­ter, seriö­ser anhört. Das sind so die Wider­sprü­che, auf die Moritz hinweist.

Beim Tex­tem-Ver­lag kau­fe ich fast immer ein Büch­lein aus der Rei­he „Klei­ner Stim­mungs­at­las in Ein­zel­bän­den“. Die sind hand­lich und eigent­lich immer gut geschrie­ben. Und einen Band „Dilet­tan­tis­mus“ bei­zu­steu­ern habe ich ja vor – aber als Ein­übung scha­det es sicher nicht, eini­ge ande­re Bän­de zu lesen – so recht­fer­ti­ge ich wei­te­re Käu­fe. Dies­mal fällt mein Auge auf „Welt­raum“ von Sebas­ti­an Bur­dach. Für das The­ma inter­es­sie­re ich mich sowie­so, und  Nora Sdun erzählt mir so enga­giert aus dem Inhalt, von der Welt­raum-Wer­bungs­kon­kur­renz zwi­schen Cola und Pep­si, dass ich zugreife.

Unten tref­fe ich Elfi Sei­del, die ich u.a. von der Aus­stel­lung bei Vin­zenz Sala her ken­ne. Wir und ihr Part­ner unter­hal­ten uns im „Gar­ten“ u.a. über das Denkmal-Projekt.

Ich kau­fe bei Roma Publi­ca­ti­ons ein Buch, das mir gleich am Anfang ins Auge gesto­chen ist: „Exosphe­re“ von Batia Suter; Fotos von den Ver­pa­ckun­gen von Objek­ten aus Sty­ro­por und Kar­ton, asso­zia­tiv kombiniert.

Eini­ge Stun­den bin ich hier, habe vie­le getrof­fen, eini­ges getauscht und auch gekauft, jetzt gar kein Bar­geld mehr; jetzt das Gefühl, es reicht lang­sam. Ich mache mich auf den Weg zum Bahnhof.

In der Buch­hand­lung dort noch ein letz­tes Buch: „Das dop­pel­te Deutsch­land“ von Ursu­la Wei­den­feld. Das The­ma fin­de ich inter­es­sant, gera­de aus Dres­den und Leip­zig kom­mend. Dar­über­hin­aus reizt mich, dass es sich um ein von der Autorin signier­tes Exem­plar han­delt – mit Feh­lern im Druck: man­che Zei­len sind gewun­den, geschwun­gen; was ihnen eine gewis­se Plas­ti­zi­tät verleiht.

Jour­nal 15.3.24 — Vater, Bil­der, ABC. “What is life?“

Heu­te ist es ein Jahr her, seit mein Vater gestor­ben ist. Es fühlt sich nicht solan­ge an. „Schon ein Jahr“ möch­te man sagen, und ist überrascht.

Sehe mir Fotos vom März letz­ten Jah­res auf dem Smart­phone an. Schon eine distan­zie­ren­de Ober­flä­che. Und selt­sam ernüch­ternd, was mit den Bil­dern des Toten und von der Beer­di­gung pas­siert, wenn sie im Mini-For­mat, neben allen mög­li­chen ande­ren Fotos auftauchen.

Ver­su­che, Fotos zu ord­nen. Beim Ver­bin­den des Smart­phones mit dem Lap­top, beim Mar­kie­ren von Fotos, um sie sie chro­no­lo­gisch in Ord­ner auf die Fest­plat­te zu ver­schie­ben, setzt sich der Vor­gang fort und lässt sich nicht mehr stop­pen – Kolon­nen von Bil­dern wan­dern auf dem Bild­schirm ruckelnd nach unten, bekom­men einen blau-trans­pa­ren­ten Schat­ten, der Zei­le für Zei­le vor­rückt. Der Rech­ner hängt sich auf, die Daten­men­gen waren wohl zu groß. 

Kli­cke mich teils durch die Ord­ner – es müs­sen über 70 sein – die mit „West­end­str.“ beschrif­tet sind. Es sind tau­sen­de von Fotos, die ich gemacht habe, vom Haus, von Objek­ten, von Schrift­stü­cken – und von Instal­la­tio­nen. Ich wer­de nur einen Bruch­teil davon je ver­öf­fent­li­chen können.

Suche nach einem, das zum heu­ti­gen Tag pas­sen könn­te, um es auf Insta­gram zu pos­ten. Da ist die Instal­la­ti­on mit alten Kof­fern, die ich vom Dach­bo­den aus abseil­te. Der Vater ist verreist …?

Da sind die Fotos aus dem Kel­ler­gang, wo er Kunst­dru­cke in einem Regal lager­te, und die Anfangs­buch­sta­ben der Künst­ler an die Wand schrieb, mit oran­ge­far­be­ner Krei­de. Jetzt, nach­dem das Regal leer­ge­räumt und abge­baut ist, tau­chen die Buch­sta­ben wie­der auf. Sys­te­ma­ti­sie­rungs­ver­su­che, die durch das Sam­meln und das Mate­ri­al selbst ver­deckt wurden.

Wei­ter kom­me ich, im Ord­ner „Diver­se“, wo ich alle abge­spei­chert habe, die zu sor­tie­ren ich noch kei­ne Zeit hat­te, auf die vie­len Fotos von den Ver­su­chen, noch wäh­rend des Aus­sor­tie­rens Bücher zu doku­men­tie­ren, u.a. die mit sei­nem Namen im Vorsatz/Titel. Das erscheint mir jetzt am bes­ten. Ich wer­de das mor­gen machen. 

Abends auf der Eröffnung/Einweihung von Albert Hiens Kunst-am-Bau-Arbeit “CAR­PE DIEM” im Oskar-von-Mil­ler-Gym­na­si­um in Mün­chen. Im gro­ßen Trep­pen­haus eines Uhren­turms am ver­klei­de­ten Gelän­der: Buch­sta­ben, Wör­ter lau­fen von oben nach unten, über­la­gern und wie­der­ho­len sich, Latei­ni­sche Sprü­che, die mit Zeit zu tun haben (TEM­PUS FUGIT, VITA BRE­VIS, ARS LON­GA, CAR­PE DIEM, wie es als Mosa­ik unten am Ein­gang auf­taucht …). Die­ses eph­eme­re Auf­leuch­ten passt schon sehr gut zum The­ma Zeit und zum Raum. Und Licht­in­stal­la­tio­nen sind unglaub­lich foto­gen. Viel­leicht, weil Foto­gra­fie ja selbst auf Licht­ein­fall reagiert.

Anschlie­ßend zur Finis­sa­ge der Aus­stel­lung “What is life” von Sebas­ti­an Pöll­mann in der Arto­thek. Sebas­ti­an ken­ne ich schon über 20 Jah­re, in den let­zen Jah­ren haben wir uns etwas aus den Augen ver­lo­ren, zwi­schen Ber­lin und Mün­chen, und dar­um freut es mich, noch sei­ne Arbei­ten zu sehen. Zeich­nun­gen, schnell, spon­tan, wit­zig. Dann digi­ta­li­siert und als Laser­cuts aus­ge­schnit­ten, auf­ge­hängt, als sich dre­hen­de Schat­ten­spie­le an die Wand pro­ji­ziert, was Über­la­ge­run­gen, Ver­zer­run­gen, neue Bil­der ergibt. All­tags­si­tua­tio­nen, War­ten, Rad­fah­ren, sich lie­ben. Lust­be­tont. “What is life“ als Titel. Ja, das fra­ge ich mich auch oft.

Akti­vie­rung Sal­va­tor­platz — Denk­mal für die Fami­lie Mann

Der Sal­va­tor­platz Mün­chen, wo das Denk­mal für die Fami­lie Mann auf­ge­stellt wer­den soll, wird schon mal “vor­ge­wärmt” und akti­viert: Schü­ler des Tho­mas-Mann-Gym­na­si­ums erkun­de­ten am 6.3.24 phy­sisch den Platz, sie bil­de­ten dort u.a. eine leben­di­ge Ket­te um die Flä­che, auf der Stra­ßen­schil­der und Leuch­ten in Erin­ne­rung an die Mit­glie­der der Fami­lie Mann ste­hen wer­den. Und das bei Regen! Die Akti­on ist Teil eines Pro­gramms zur Kunst­ver­mitt­lung von Kunst im öffent­li­chen Raum an Schu­len, gelei­tet von Bar­ba­ra Daba­noğ­lu.
Foto: Jadran­ka Kosorcic

„SPRE­CHEN SIE RUS­SISCH“, 1975/2001/2024

Beim Auf­räu­men fiel mir im Schlaf­zim­mer ein Buch in die Hand: zer­fled­dert, aus­ein­an­der­ge­fal­len, der Rücken hat sich gelöst: „SPRE­CHEN SIE RUS­SISCH“ von S.A. Chaw­ro­ni­na. Es war der Tag im Febru­ar 2024, als ich vom Tod Alex­an­der Nawal­nys in einem rus­si­schen Gefäng­nis erfuhr. Ich erin­ner­te mich an die Ver­su­che, Rus­sisch zu ler­nen – und mei­ne Bezie­hung zu die­ser Sprache.

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Kunst – Ver­ein? Oder: „I’d never join a club that would allow a per­son like me to beco­me a member.“

Hier ein Text zu mei­nem Ver­hält­nis zu Kunst- bzw. Künst­ler­ver­ei­nen, den ich anläß­lich der Aus­stel­lung “200 Jah­re Sehn­sucht — 200 Jah­re Kunst­ver­ein Bam­berg ” und der dazu­ge­hö­ri­gen Publi­ka­ti­on geschrie­ben habe.

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Das Buch des Künst­lers als Künstlerbuch

Zum 60-jäh­ri­gen Bestehen des von Ger­hard Thee­wen gegrün­de­ten Salon Ver­lags erschien ein Band, zu dem ich einen Bei­trag geschrie­ben habe (Eric Otto Frihd (Hg.): Produktion/Reproduktion. Ein Buch für Ger­hard Thee­wen zum 60. und zum 20-jäh­ri­gen Bestehen sei­nes Salon Ver­lags, Köln: Walt­her König 2015, S. 197–205).

Dar­in geht es vor allem um die Buch­rei­he der Edi­ti­on Ex Libris, damit ver­bun­den sind die The­men Besitz und Aneig­nung, Autor­schaft, die Tätig­keit des Künst­lers als Ver­le­ger und die Fra­ge, was ein Künst­ler­buch aus­macht. Dass die Bücher und Edi­tio­nen des Salon Ver­lags, dar­un­ter auch die Ex Libris-Rei­he, seit Som­mer 2023 auch über die Zweig­stel­le Ber­lin erhält­lich sind, war ein Anlass, den Text jetzt hier online zugäng­lich zu machen. 

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Lite­ra­tur ALBERT

Neue Sen­dun­gen sind bei mir ein­ge­trof­fen: Ein Heft von Albert Hien, mei­nem ehe­ma­li­gen Pro­fes­sor an der Kunst­aka­de­mie Mün­chen, dem ich ein Exem­plar mei­nes Künst­ler­hefts Eng­lisch-Wör­ter gege­ben hat­te. Sein klei­nes schwar­zes Heft (A6) passt erstaun­lich gut, mit dem auf­ge­kleb­tem Titel­schild mit der Auf­schrift “Lite­ra­tur”. Die­ser Titel, das anspruchs­vol­le Wort, ist sicht­lich im Bemü­hen um Sau­ber­keit und Les­bar­keit geschrie­ben, sei­ne Buch­sta­ben vorn­ein­an­der abge­setzt, dar­un­ter in gro­ßen Block­buch­sta­ben “ALBERT”, eine deut­li­che Mar­kie­rung des Ver­fas­sers. Die Schrift dabei etwas kindlich.

Der Gedan­ke liegt nahe, dass Albert Hien als Kind ein Heft zum The­ma “Lite­ra­tur” geführt hat — und die­sen Titel spä­ter wie­der­ver­wen­de­te. Was wohl der Inhalt gewe­sen sein mag? Jetzt, bei der aktu­el­len Ver­öf­fent­li­chung, fin­det sich innen eine Auwahl aus sei­nen Ideen­skiz­zen und Zeich­nun­gen, die um Wör­ter und Wort­ver­bin­dun­gen krei­sen, teils spä­ter in Neon-Schrift­skulp­tu­ren umge­setzt.
Das Heft erschien 2016 zur Aus­stel­lung “papa­la­pap” in der Gale­rie Wal­ter Storms. 

Eng­lisch-Wör­ter

Recent­ly, I redis­co­ver­ed a 30-year-old litt­le note­book from Eng­lish les­sons. Some of the words are sur­pri­sin­gly rele­vant in 2020, on Elec­tion Day, when Ame­ri­cans go to the polls: on the first page the word “pre­si­dent”, on the last page “civil rights”, and “tri­al”.

It’s asto­nis­hing what Eng­lish words I did­n’t know at that time, so that I had to wri­te down their Ger­man equi­va­lent, for exam­p­le “oce­an” and “fol­low”.

I’ll make an artist­book from it, one more on the list of Books To Do.

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